Der Standpunkt

Wem haben die KVen zu dienen?

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

Wolfgang van den Bergh ist Chefredakteur der Ärzte Zeitung. Schreiben Sie ihm: vdb@springer.com

Verrückte Welt: Obwohl niedergelassene Ärzte trotz Wirtschaftskrise in den letzten Jahren hohe Honorarzuwächse verbuchen konnten, geht ein Riss durch die Ärzteschaft. Nicht schuldlos sind die KV-Vorstände, die einen stärkeren Interessenausgleich bei Amtsantritt versprochen hatten.

Der klassische Streit zwischen Haus- und Fachärzten um Vergütungsanteile hat sich zu einem Streit zweier unterschiedlicher Versorgungskonzepte entwickelt. An der Spitze stehen ein erstarkter Hausärzteverband und ein in die Jahre gekommenes KV-System.

Den Streit angeheizt hat sicherlich der Gesetzgeber, der zunächst den Wettbewerb um die bessere Versorgung fördern wollte, dann allerdings, aus Angst vor der eigenen Courage, den vertraglich zugesicherten Freiraum wieder reglementierte.

Ergebnis: In Bayern droht die Situation zu eskalieren, nachdem dort die Hausärzte fest entschlossen sind, das System kollektiv zu verlassen. Als Folge steht der Hausarztvertrag mit der AOK auf der Kippe. Im Gegensatz dazu wird in Baden-Württemberg das Spitzenduo der AOK geradezu frenetisch von den Ärzten bejubelt.

Der Grund: Der Hausarztvertrag ist eine Erfolgsgeschichte, die dort vermutlich von der neuen KV weitergeschrieben wird. Und damit ist im Südwesten die ablehnende KV-Phalanx gegen Selektivverträge als Vollversorgerverträge gebrochen.

Bleibt nun Baden-Württemberg die Ausnahme? Das wird auf den Veränderungswillen der neuen KV-Vorstände ankommen. Die Position, die KBV-Chef Andreas Köhler in der jüngsten KBV-VV vertreten hat, lässt nur eines vermuten: Selektivverträge ja, aber bitte nur als Add-on-Verträge.

Die neuen KV-Vorstände werden sich auf diese Linie nicht einlassen können. Die Stimmungslage unter den Ärzten zeigt: Es geht ihnen längst nicht nur ums Honorar, sondern um neue Versorgungsstrukturen, ausgestattet mit verständlichen und gerechten Vergütungsregeln. Dafür müssten die neuen KV-Chefs sorgen - nicht als Selbstzweck, sondern im Dienst der Ärzte.

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