Saarland

Weniger Ärzte behandeln mehr Patienten

Im Saarland geht die Schere langsam immer weiter auseinander: Die Vertragsärzte haben 2013 insgesamt 3,5 Prozent mehr Patienten behandelt als im Vorjahr - doch es gibt immer weniger Ärzte.

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SAARBRÜCKEN. Im Saarland ist die Zahl der Vertragsärzte im vergangenen Jahr leicht gesunken. Dabei haben sie deutlich mehr Patienten behandeln müssen.

Wie die KV Saarland bekannt gab, wurden 2013 im Vergleich zum Vorjahr 3,5 Prozent mehr gesetzlich Versicherte behandelt. Gleichzeitig sank die Zahl der Hausärzte um 0,4 Prozent auf 749, der Fachärzte um 0,3 Prozent auf 977 und der ermächtigten Ärzte um 5,3 Prozent auf 142.

Lediglich bei den Psychotherapeuten ging die Zahl der KV-Mitglieder nach oben - und zwar um 5,5 Prozent auf 231. Gestiegen ist die Zahl der Ärzte, die angestellt arbeiten - sowohl bei Vertragsärzten als auch in MVZ. Inzwischen sind 17,5 Prozent aller Haus- und Fachärzte in der KV angestellte Mediziner.

"Wir werden immer weniger Ärzte, aber die Zahl der Patienten nimmt weiter zu", sagte der saarländische KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann, der "Ärzte Zeitung".

Das Saarland steuere langsam auf einen Ärztemangel zu. Schon in den vergangenen beiden Jahren seien hier 14 Hausarztpraxen geschlossen worden, weil die Nachfolger fehlten. Und in diesem Jahr würden rund 100 Hausärzte das Rentenalter von 65 Jahren erreichen.

Der Anstieg der Patientenzahlen macht sich vor allem in den Bereitschaftsdienstpraxen an Wochenenden und Feiertagen bemerkbar. Im vergangenen Jahr registrierte die KV pro Quartal rund 18.000 Patienten. Das waren 12,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Gründe dafür sind unklar.

Lieber zum Bereitschaftsdienst?

Bei der KV hieß es, manch ein Patient gehe lieber zum Bereitschaftsdienst, weil er dann auch ohne Termin gleich an die Reihe komme. Möglicherweise gibt es angesichts der Altersentwicklung im Saarland aber auch mehr Notfälle.

Der KV fiel außerdem auf, dass nach dem Wegfall der Praxisgebühr im vergangenen Jahr drastisch mehr Patienten ohne Überweisung beim Facharzt behandelt werden. Nach Hauptmanns Angaben hat sich die Zahl der Überweisungsfälle pro Quartal auf rund 250.000 halbiert. "Die Ursache ist aber unklar", so der KV-Chef.

Möglicherweise gehen mehr Patienten direkt zum Facharzt, ohne vorher den Hausarzt zu konsultieren. Denkbar ist aber auch, dass die Ärzte weniger Papier produzieren wollen und nur weniger Überweisungen ausstellen und erfassen. Denn nach KV-Angaben ist die Zahl der Behandlungsfälle bei den Fachärzten im vergangenen Jahr stabil geblieben - bei rund 700.000 pro Quartal.

KV-Chef Hauptmann kündigte ein Treffen mit Haus- und Fachärzten an, um über die zurückgegangenen Überweisungszahlen zu sprechen. Er appellierte an Hausärzte, ihren Patienten auch in Zukunft Überweisungen mitzugeben und an Fachärzte, diese Überweisungen auch zu erfassen.

"Wir haben nur so die Möglichkeit, die Patienten zu steuern", so Hauptmann. "Sonst werden wir in den Praxen überrannt". (kin)

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