Wenn Forschung in der Praxis ankommt

Forschung zahlt sich in der Praxis aus. Das zeigt das Beispiel Schlaganfall: Die Mortalität ist kräftig gesunken. Erkenntnisse aus der Forschung sind umgesetzt worden, vor allem ist die Vernetzung besser geworden.

Veröffentlicht:

BERLIN (ami). Die Aufklärung über Behandlungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten bei Schlaganfall ist immer noch eine Herausforderung.

Diese Auffassung vertritt das Bundesforschungsministerium. Es hat deshalb eine Infobroschüre über Forschung, Diagnose und Therapie bei Schlaganfall herausgegeben.

"Egal wie gut wir in der Forschung sind, egal wie sehr wir diagnostische und therapeutische Abläufe optimieren - der ganze Nutzen dieser Maßnahmen beginnt erst, wenn der Patient Kontakt mit dem Arzt aufgenommen hat", sagte der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Helge Braun aus dem Bundesforschungsministerium (BMBF) bei einer Fachkonferenz mit dem Centrum für Schlaganfallforschung Berlin (CSB) an der Charité.

Die Broschüre wendet sich an eine breite Öffentlichkeit, ist aber auch für den wissenschaftlichen Einstieg in das Thema geeignet.

Der CDU-Politiker wies darauf hin, dass Integrierte Forschungs- und Behandlungszentren, wie das CSB, darauf hinarbeiten, dass von der Grundlage einer Idee bis zur Anwendung am Patienten nicht mehr als fünf bis sieben Jahre vergehen. "Das ist ein ehrgeiziges Ziel", sagte er.

Charité-Chef Professor Karl Max Einhäupl würdigte das finanzielle Engagement des BMBF in der Gesundheitsforschung. Noch nie habe es so viel Förderung für Gesundheitsforschung gegeben.

Ärzte in die Arzneientwicklung

Kompetenznetze und Zentren wie das CSB betrachtet er als richtigen Weg. Einen Mangel sieht Einhäupl aber bei der Versorgungsforschung. "Deutschland ist auf der Landkarte der Versorgungsforschung ein weißer Fleck", sagte er.

Im Rahmen eines dreiteiligen Konzeptes der "Systemmedizin" plädiert der Charité-Chef unter anderem dafür, dass alle relevanten Versorgungssysteme integriert werden.

Daran müsse auch die Industrie beteiligt werden. Der Neurologe forderte seine Kollegen auf, sich stärker in der Arzneimittelentwicklung zu engagieren.

Einhäupl wies zudem darauf hin, dass die Zahl der Schlaganfalltoten von rund 90.000 im Jahr 1998 auf etwa 63.000 im Jahr 2008 zurückgegangen ist, obwohl das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt.

Diese Erfolge sind nach Auffassung des Charité-Chefs nicht nur auf Forschungsfortschritte durch Bundesförderung zurückzuführen. Auch das Land habe dazu beigetragen.

Der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) betrachtet vor allem die Vernetzung der Akteure in der Berliner Schlaganfallallianz als bedeutenden Fortschritt in der Versorgung. 80 Prozent der Schlaganfallpatienten in Berlin wurden nach seinen Angaben zuletzt in den Einrichtungen der Allianz betreut.

Czaja sieht hier noch Steigerungspotenzial. Berlin wolle diesen Qualitätsanspruch in der Schlaganfallversorgung auch durch die Ausweisung von Subdisziplinen in der Krankenhausplanung deutlich machen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesundheitspolitik im Rückspiegel

„Das war ein schwieriges Jahr“

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Dr. Walther J. Kirschner 14.05.201212:19 Uhr

Mehr Forschungsbedarf im Klinischen Alltag

Das Beispiel zur Schlaganfallprophylaxe/-therapie zeigt ein gelungenes Modell Praxis orientierter Forschung mit vernetzten Strukturen und direktem Patientennutzen.

Allerdings: nach wie vor sind in Deutschland perspektivische Forschungsansätze auf breiterer Basis (nicht nur an Universitäten)mit vernetzten Strukturen eher rar - erst recht, wenn es um nachhaltige systematische Fragestellungen geht, um relevante Behandlungs-/Versorgungssysteme zu impementieren (also nicht nur isolierte medizinische Phänomene). Dabei sind zukünftig zunehmend intersektorale Grenzen zu überwinden (Medizin-Verwaltung-Politik-Arbeits-Soziales-Schulen, Prävention etc.). - In diesem Zusammenhang wies Prof. K. M. Einhäupl (Charité) darauf hin, daß Deutschland auf der Landkarte der Versorgungsforschung ein weißer Fleck sei. Eben dies gilt es dringend zu verändern und anzupassen.

Schließlich stehen wir vor Paradigmenwechseln - die erkennbare neue demographische Entwicklung bringt auch für Medizin und Gesundheitspolitik neue Herausforderungen mit sich.Diese sind gewaltig, allein schon für die Versorgungsforschung (incl. Mehrbedarf an Outcome-Research). Dabei muß die Forschung neu orientiert werden: breitere Basis in Prxis und Klinik, vernetzte Strukturen, Kompetenznetze auch dezentral und multizentrisch (nicht nur monozentriert wie bisher, erweiterte Kompetenzgruppen interdisziplinär, verbesserte Informations-/Kommunikationsaustauschsysteme .... u.W.).

Deutlich wird, daß Forschung und Expertise nicht mehr nach konventionellem Muster auf wenige traditionelle Institute beschränkt werden können.

Dr. W. Kirschner

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Therapieumstellung versus -verbleib: Risiken für Schlaganfälle/systemische Embolien und schwere Blutungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Neue Daten zu DOAK-Therapiewechsel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München, und der Pfizer Pharma GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an