Wunschversorgung für NHS-Patienten gegen Cash - das verunsichert Briten

LONDON (ast). Britische Fach- und Klinikärzte fürchten offenbar, dass sich der staatliche britische Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) schon bald in ein Zwei-Klassen-Gesundheitssystem teilen könnte.

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Hintergrund: seit kurzem dürfen NHS-Patienten privat für bestimmte Therapien und Arzneimittel bezahlen, ohne dass dies den Zugang zu staatlichen Gesundheitsleistungen verbaut. Wie eine ranghohe Sprecherin des Londoner Gesundheitsministeriums kürzlich Parlamentsabgeordneten in London sagte, bestünde "die theoretische Gefahr", dass zwei NHS-Bettnachbarn mit derselben Diagnose von ihren behandelnden Fachärzten unterschiedlich therapiert würden, da ein Patient mehr Geld habe als der andere. "Das ist denkbar", so Una O'Brien.

Kürzlich hatte der britische Gesundheitsminister Alan Johnson die Kostenerstattungsregeln geändert. NHS-Patienten dürfen heute für bestimmte teure Arzneimittel, deren Kosten nicht vom Staat übernommen werden, aus eigener Tasche bezahlen, ohne dadurch den Anspruch auf eine NHS-Versorgung zu verlieren.

Britische Ärzte fürchten, dies werde unweigerlich zu einem Zwei-Klassen-System innerhalb des NHS führen. "Wohlhabende Patienten, die es sich leisten können, privat für ihre Therapie zu bezahlen, fahren Erster Klasse. Sozialschwache Patienten bleiben in der Holzklasse", so ein Sprecher des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA) in London. Und: "Das ist kein guter Zustand."

Der britische Patientenverband (Patients Association, PA) verlangt, privat bezahlende NHS-Patienten auf getrennten Stationen beziehungsweise in separaten Zimmern unterzubringen, um Neidgefühle zu vermeiden. Experten halten dies mangels Platz für unpraktikabel.

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