Zu viele Schulabbrecher, viel zu wenig Akademiker

BERLIN (dpa) Das deutsche Bildungssystem benachteiligt Kinder von armen Eltern und aus Migrantenfamilien, "produziert" zu viele Abbrecher in Schulen, Lehre und Studium - und zugleich zu wenig Akademiker. Gleichzeitig wächst der Fachkräftemangel in der Wirtschaft.

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Schulen wie Hochschulen haben zu wenig Geld. Beim Bildungsgipfel heute in Dresden wollen Bund und Länder nach Lösungen suchen. Dazu gab es in den Vorverhandlungen verschiedene Vorschläge:

Stichwort Chancenungleichheit: Wie in kaum einem anderen Industriestaat hängt in Deutschland der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft ab. Die international unübliche frühe Aufteilung zehnjähriger Kinder auf verschiedene Schulformen verstärkt milieubedingte Benachteiligungen, die die Grundschule in vier Jahren nicht kompensieren kann. Zwischen 20 bis 25 Prozent aller 15-Jährigen gelten als "Risikoschüler", die zum Teil nur auf Grundschulniveau lesen und rechnen können.

Der Vorschlag: Ausbau der frühkindlichen Bildung und der Sprachförderung, verbindliche Sprachtests vor der Einschulung. Größere unionsgeführte Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen lehnen jede Veränderung der Schulstruktur ab. Dagegen wird etwa in Hamburg die Grundschule auf sechs Jahre ausgeweitet.

Stichwort Abbrecher: 80 000 Jugendliche - etwa acht Prozent eines Jahrganges - verlassen die Schule pro Jahr ohne Hauptschulabschluss. Etwa 15 Prozent der 21- bis 25-Jährigen haben keinen Lehrabschluss. Dabei sinken die Arbeitsmarktchancen für Ungelernte.

Der Vorschlag: Individuelle Unterstützung von Problemschülern ab Klasse sieben mit Mitteln der Bundesagentur für Arbeit und Stützkurse in den Schulen. Verbindliche Einführung von Berufswahlorientierung, Lehrstellenhilfen für Altbewerber, Förderung beim Nachholen von Schulabschlüssen.

Stichwort Fachkräftemangel: Nach verschiedenen Prognosen werden schon ab 2014 zwischen 180 000 und 490 000 Akademiker fehlen. Allein in den nächsten fünf Jahren werden aus Altersgründen 330 000 Akademiker aus dem Beruf ausscheiden.

Der Vorschlag: Erhöhung der Abiturienten- und Studienanfängerzahl, wobei die Quote strittig ist. Deutliche Senkung der Studienabbrecherzahl durch bessere Lehre und Betreuung der Studenten. Mehr Investitionen in den Ausbau von Studienplätzen.

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