Kommentar

Zwickmühle Schweigepflicht

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Stellt sich bei einem Arzt der Verdacht ein, ein Kind werde von seinen Eltern misshandelt, gerät er in eine Zwickmühle. Jetzt ist ein hohes Maß an Verantwortung gefragt, das Richtige zu tun.

Spricht er die Eltern darauf an, suchen die unter Umständen das Weite, bis sie einen Arzt finden, der keine peinlichen Fragen stellt. Sie nutzen die Schweigepflicht als Deckung, die Situation des Kindes bleibt prekär.

Untereinander dürfen sich Ärzte in solchen Fällen nämlich nicht verständigen. So ist die Rechtslage heute und so soll sie mit dem Bundeskinderschutzgesetz bleiben. Über den Verdacht sprechen darf der Arzt, aber nur beim Jugendamt. Er muss dann aber damit rechnen, dass die Behörde den Eltern das Kind wegnimmt.

Stellt sich heraus, dass die Diagnose "Misshandlung" falsch war, hat er einer Familie geschadet. Das soll zwar künftig nicht mehr zu juristischen Konsequenzen führen wie heute. So gut wie möglich entscheiden muss der Arzt gleichwohl.

Was spricht also dagegen, an dieser Stelle die Schweigepflicht zu entpersonalisieren und auf das Kollektiv aller Ärzte zu übertragen? Das schwächt kein Elternrecht. Aber es hilft Ärzten bei einem schwierigen Abwägungsprozess im Interesse der Kinder.

Lesen Sie dazu auch: Kindesmisshandlung: Ärztliche Schweigepflicht soll gelockert werden

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen