Lieferprobleme bei Corona-Impfstoffen

vfa-Chef Steutel: „Exportstopps sind ein süßes Gift“

EU-Kommissionschef Ursula von der Leyen droht AstraZeneca mit einem Exportverbot für dessen Corona-Vakzine. Der Chef des Pharmaverbands vfa warnt vor diesem Schritt: Damit würde die EU die Pandemiebekämpfung lähmen.

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Corona-Impfstoff von AstraZeneca vor einem Stoppschild

Stopp? Im Streit um Lieferprobleme von AstraZenecas Corona-Impfstoff wird der Ton rauer.

© Frank Hoermann / SvenSimon / picture alliance

Berlin/Brüssel. Der Präsident des Verbands forschender Arzneihersteller (vfa) Han Steutel hat vor negativen Auswirkungen auf die EU durch Exportstopps für Corona-Impfstoffe gewarnt. Diese Maßnahme sei „ein süßes Gift“, sagte Steutel am Sonntag der „Ärzte Zeitung“. Exportverbote „lähmen die Pandemiebekämpfung und schaden allen“.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte zuvor die Tonlage gegenüber AstraZeneca verschärft. Der Hersteller hatte jüngst eine weitere Kürzung der Liefermengen für seinen Corona-Impfstoff ChAdOx1-S in die EU bekanntgegeben. „Wir haben die Möglichkeit, einen geplanten Export zu verbieten“, sagte von der Leyen den Samstagszeitungen der „Funke Mediengruppe“.

„Das ist die Botschaft an AstraZeneca: Du erfüllst erst deinen Vertrag gegenüber Europa, bevor du beginnst, in andere Länder zu liefern“, so die Kommissionspräsidentin. Sie warf dem Unternehmen vor, im ersten Quartal nur 30 Prozent der vereinbarten Menge geliefert zu haben.

„Logistikkette kommt ins Straucheln“

vfa-Präsident Steutel appellierte am Sonntag an EU-Politiker, „nicht dem Beispiel anderer Länder zu folgen und zum Mittel von Exportstopps zu greifen“. Daraus könne ein weltweite Spirale entstehen: „Wenn immer mehr Länder diesem Beispiel folgen, kommt irgendwann die ganze Logistikkette ins Straucheln“, sagte Steutel. „Das können weder Deutschland noch die EU, obwohl sie starke Produktionsstandorte sind, wegstecken!“

Hintergrund seiner Befürchtungen sind die komplexen Lieferketten von Vor- und Zwischenprodukten auch bei der Impfstoffherstellung und der Abfüllung. „Die werden von überall auf der Welt geliefert und in Vorbearbeitungsstufen auch zwischen verschiedenen Ländern ausgetauscht“, so Steutel. Gegenseitige Exportverbote könnten somit die Impfstoffproduktion weltweit behindern. (nös)

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