Flugmedizin

113 falsche Zeugnisse für Piloten?

Ein Privatarzt steht vor Gericht, weil er Piloten angeblich falsche Gesundheitszeugnisse ausgestellt haben soll.

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OLDENBURG. Eines der schwersten Unglücke der jüngeren zivilen Luftfahrt hat ein gerichtliches Nachspiel für einen Flugmediziner aus Niedersachsen: Medienberichten zufolge hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg Anklage gegen einen Fliegerarzt erhoben, der in mehreren Fällen sachlich nicht gerechtfertigte Gesundheitszeugnisse für Piloten ausgestellt haben könnte.

Den Stein ins Rollen habe die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Braunschweig gebracht, nachdem Ende 2012 im mittelhessischen Wölfersheim zwei einmotorige Propellermaschinen kollidiert waren. Bei dem Unfall starben acht Menschen.

Im Cockpit einer der Maschinen fand man Traubenzucker, Spritzen sowie ein Blutzuckermessgerät. Bereits Anfang 2013 hatte daraufhin die Gießener Staatsanwaltschaft verlauten lassen, dass einer der Piloten Typ1-Diabetiker war und Ermittlungen gegen den Arzt angekündigt, der ihm die Flugtauglichkeit bescheinigt hatte. Damals war auch mit Erstaunen vermerkt worden, dass ein Flieger aus dem Hessischen zur Flugtauglichkeitsuntersuchung nach Norddeutschland pilgerte.

Der im Kreis Ammerland bei Oldenburg privat niedergelassene Mediziner müsse sich nun vor dem Amtsgericht Westerstede wegen Ausstellens unrichtiger Gesundheitszeugnisse verantworten (Pragraf 278 StGB), heißt es. Insgesamt würden ihm 113 Fälle zur Last gelegt, Piloten ungerechtfertigterweise für fit erklärt zu haben.

Einige sollen Sehprobleme gehabt haben, andere Diabetes oder Herzerkrankungen. Sämtliche Fälle, um die es jetzt geht, stammten aus den Jahren 2008 bis 2012, berichtete am Dienstag das Fernsehmagazin "Report Mainz". Kommt es zu einer Verurteilung, drohen dem Arzt Geldstrafe oder Haft.

Auf seiner Praxis-Website bestätigt der Flugmediziner, dass seine fliegerärztliche Untersuchungsstelle derzeit wegen der Ermittlungen durch das Luftfahrtbundesamt ruht. (cw)

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