Klinikum Cottbus

Ärzte in Aufruhr

100 von 300 Ärzten am Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus haben einen offenen Brief an den Bürgermeister der Stadt unterschrieben. Die Geschäftsleitung signalisiert Dialogbereitschaft.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

COTTBUS. Am größten Brandenburger Krankenhaus, dem Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus, brennt die Luft.

Einen Vertrauensschwund in die Geschäftsführung, Demotivation der Mitarbeiter und den Verlust erfahrener Ärzte und Pflegekräfte sowie sinkende Einnahmen beklagen Ärzte in einem offenen Brief an den Bürgermeister.

Mehr als 100 von insgesamt 300 Ärzten des CTK haben nach Klinikumsangaben den Brief unterzeichnet, den einige Chefärzte initiier hatten.

Sie lasten der Geschäftsführung "manifeste Defizite" in Kommunikation und Führungsstil an und kritisieren die mangelnde Einbeziehung von Ärzten - sei es bei der Einführung neuer Arbeitszeitmodelle oder bei strategischen Entscheidungen zum Ausbau des medizinischen Leistungsspektrums.

Verlust von Leistungsträgern am Klinikum?

"Wir appellieren an den Aufsichtsrat des Klinikums, Entscheidungen für die Neuausrichtung des Klinikums nach innen und außen zu treffen, um die gegenwärtige Abwärtsspirale zu stoppen und den Verlust weiterer Leistungsträger zu verhindern", heißt es in dem offenen Brief.

Die Geschäftsführerin des CTK Heidrun Grünewald nimmt die Kritik nach eigenem Bekunden sehr ernst.

Sie äußerte Bedauern, dass die Gespräche mit Chefärzten und ärztlichem Personal zur Einführung des neuen Dienstsystems offenbar nicht ausreichend gewesen seien und signalisierte Dialogbereitschaft.

Die wirtschaftliche Situation des Klinikums stellt Grünewald deutlich positiver dar. Die Initiatioren des Offenen Briefes sprechen von einem "Umsatzminus von über 2,7 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten des Jahres".

Das CTK schreibt schwarze Zahlen

Die Klinikleitung weist darauf hin, dass das CTK 2012 einen Überschuss von 3,3 Millionen Euro erwirtschaftet habe und auch 2013 einem positiven Ergebnis entgegensehe. "Das CTK ist wirtschaftlich gut aufgestellt", so Grünewald.

Die Personalsituation müsse differenziert betrachtet werden. "Ausgehend von Berechnungen der Beratungsgesellschaft WRG entspricht die Besetzung mit ärztlichem Fachpersonal im überwiegenden Teil unserer Kliniken der Sollzahl".

In dem Offenen Brief der Ärzte hieß es dagegen, dass in der Zentralen Notaufnahme nur neun von 16 benötigten Stellen besetzt seien.

Für Nachfragen stand Grünewald nicht zur Verfügung. Der Ärztliche Direktor Dr. Thomas Erler äußerte sich nicht zur Zahl der offenen Stellen. Er verwies auf den laufenden Diskussionsprozess am Klinikum.

"Ich sehe meine Aufgabe darin, in diesem Konflikt zwischen Ärzteschaft und Geschäftsführung zu vermitteln. Wenn sich so viele Ärzte kritisch äußern, ist das keine Bagatelle", sagte er der "Ärzte Zeitung".

Auch der Eigentümer des CTK, die Stadt Cottbus als alleiniger Gesellschafter der gemeinnützigen GmbH, hat sich bereits eingeschaltet. Sowohl der Oberbürgermeister als auch der Bürgermeister seien in Gesprächen mit beiden Seiten, sagte ein Sprecher der Stadt.

Carl-Thiem-Klinikum in Zahlen

Das Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus ist mit mehr als 1300 Betten und 2300 Mitarbeitern, davon 300 Ärzten, das größte Krankenhaus in Brandenburg.

Es umfasst 21 Kliniken und wird seit 2003 bei laufendem Betrieb für insgesamt rund 117 Millionen Euro komplett modernisiert.

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