Ärzte wollen kostenneutralen E-Arztbrief

Eine Umfrage der KV Nordrhein unter technikaffinen Ärzten zeigt: Niedergelassene befürworten den E-Arztbrief - aber sie wollen selbst kein Geld investieren.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
In Hausarztpraxen kommen nicht einmal drei Prozent aller Arztbriefe in elektronischer Form an.

In Hausarztpraxen kommen nicht einmal drei Prozent aller Arztbriefe in elektronischer Form an.

© Siemens/digitalstock

DÜSSELDORF. Insbesondere die Hausärzte zeigen großes Interesse am E-Arztbrief. Das zeigt eine Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo), die der Vorsitzende des Telematik-Ausschusses der KVNo, Dr. Ludger Wollring, auf der Vertreterversammlung in Düsseldorf vorgestellt hat.

Doch es gibt noch ein weiteres Ergebnis: In die zugehörige Technik des E-Arztbriefs wollen die Hausärzte nicht selbst investieren. Auch bei niedergelassenen Ärzten, die dem elektronischen Arztbrief aufgeschlossen gegenüberstehen, ist die Bereitschaft gering, in dieses neue Kommunikationsmittel zu investieren.

Nach seinen Angaben ist der elektronische Heilberufeausweis (eHBA) in Nordrhein noch nicht sehr verbreitet. "Erst 2700 Kollegen haben sich für den eHBA entschieden."

Einen wesentlichen Grund sieht er im aufwändigen Antragsverfahren für den Ausweis. "Das liegt nicht an der Körperschaft, sondern am Signaturgesetz", sagte Wollring.

560 Praxen rechnen inzwischen mit dem eHBA ab. Diese technik-affinen Praxen hat die KVNo im Sommer 2011 zum Thema elektronischer Arztbrief (eArztbrief) befragt, mehr als die Hälfte beteiligten sich an der Umfrage. Darunter waren 126 Hausarztpraxen und 188 Facharztpraxen.

62,9 Prozent der Ärzte äußerten Interesse an E-Arztbriefen

Die Hausärzte erhalten im Durchschnitt 670 Arztbriefe pro Quartal, davon zwei Drittel von niedergelassenen Kollegen und ein Drittel von Krankenhäusern.

Die weit überwiegende Zahl der Briefe (97,8 Prozent) kommt dabei in Papierform per Post. 62,9 Prozent der Ärzte äußerten großes Interesse am Erhalt von elektronischen Arztbriefen.

Allerdings wollen 42,9 Prozent dafür kein Geld investieren. 20,6 Prozent würden einmalig bis zu 100 Euro ausgeben und 16,7 Prozent bis zu 200 Euro. Zu einem höheren finanziellen Einsatz wäre nur jeder fünfte Hausarzt bereit.

Die Fachärzte versenden im Schnitt 455 Arztbriefe im Quartal, und zwar 50 Prozent an Überweiser, 30 Prozent an Weiterbehandler und 20 Prozent an Patienten. Rund die Hälfte der antwortenden Ärzte hat großes Interesse am Versand von elektronischen Arztbriefen.

Investitionsbereitschaft bei Fachärzten geringer als bei Hausärzten

Die Investitionsbereitschaft ist bei den Fachärzten noch geringer als bei den Hausärzten. 47,3 Prozent der Fachärzte wollen überhaupt kein Geld für den elektronischen Arztbrief ausgeben, 17,8 Prozent bis zu 100 Euro und 19,7 Prozent bis zu 200 Euro.

Wollring haben die Ergebnisse nicht überrascht. "Die Investitionsbereitschaft ist gering, weil die meisten Ärzte schon funktionierende Systeme haben", sagte Wollring der "Ärzte Zeitung". Wie er selbst würden viele Kollegen sämtliche Dokumente einscannen und hätten deshalb die Arztbriefe schon elektronisch verfügbar.

Die elektronische Versendung der Schreiben bringe nur einen geringen Zusatznutzen. "Wir erfinden hier das Fahrrad für Leute, die bereits seit Jahren Fahrrad fahren", sagte Wollring.

E-Arztbrief und elektronischer Arztausweis

Der elektronische Arztbrief (eArztbrief) und der elektronische Heilberufeausweis (eHBA) gehören nahezu untrennbar zusammen.

Denn der eHBA ermöglicht es Ärzten, elektronische Dokumente rechtsgültig zu signieren. Und bei den Arztbriefen ist es wichtig, dass sich der Absender eindeutig identifizieren lässt.

Außerdem ist der eHBA - auch bei den bereits bestehenden eArztbrief-Systemen - die Eintrittspforte zur sicheren Telematikinfrastruktur und der technische Schlüssel für die Ver- und Entschlüsselung der übermittelten Daten.

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Kommentare
Dr. Zlatko Prister 23.03.201209:18 Uhr

eAB

Der Arztbrief (vom Facharzt oder Krankenhaus an Hausarzt und/oder Facharzt) ist das am häufigsten transportierte Dokument im Gesundheitswesen.
Die Kosten für die Herstellung (Papier, Tinte, Umschläge, Porto und dazugehörige Arbeit), Versand und Arbeit beim Empfang sind ENORM und mit nichts zu rechtfertigen.

Fortschritliche Ärzte fordern schon lange den totalen Umstieg auf eAB.
Plattformen hierfür hat es schon unzählige gegeben.
Es waren, und geblieben INSELLÖSUNGEN.
Softwarehäuser konnten sich nicht auf einen Standard einigen.

CompuGroup hat für alle ihre Produkte eine elegante, sichere und kostenlose interne Plattform gebaut - nur die Ärzte nutzen sie nicht.
In ganz Frankfurt am Main sind es gerade 4 (VIER) Ärzte als Nutzer bekannt. Registriert in der Plattform sind HUNDERTE.

Ich habe einen Kollegen, der seine Briefe an mich per Knopfdruck senden könnte, elegant, schnell, sicher, sauber und praktisch. Nein, er zieht es vor seine Briefe im Rechner zu erstellen, auf Papier auszudrucken und dann schief mit staubkornstreifen sie mir per Fax zuzustellen.

Die Technologie ist da; man braucht nichts neu zu erfinden.
Das Problem sind die Ärzte mit irgendeiner irrationalen Schaltkreisstörung in den tiefen Schichten des Subcortex oder Basalganglien.
Glauben Sie mir, ich kenne meine Kollegen.
Im EDV-Bereich sind sie unbeweglich und extrem beratungsresistent.

In jahrelanger Überzeugungsarbeit ist es mir gelungen in meinem Umfeld die Kollegen Fachärzte und die meisten Frankfurter Krankenhäuser dazu zu bringen mir die Arztbriefe nur per Fax zuzustellen.
Das funktioniert.
Mein Briefkasten ist vorwiegend leer.

Elektronischer Faxempfang funktioniert auch. Danach ist es ein Leichtes den gelesenen Brief patientenbezogen ins digitale Praxisarchiv abzulegen.

Erfahrungsgemäß ist im Bereich des Arztbriefes, von Ärzten ausgehend kein technologischer Fortschritt zu erwarten.
Nur eine top-down-Verordnung kann hier helfen.

Nur kosten darf es nichts - das ist schon mal klar.

Lieben papierlosen effizienten kollegialen Gruß
Dr. Z. Prister
www.prister.de
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