Uniklinik Saarland

Assistenzarzt soll Kinder sexuell missbraucht haben

Veröffentlicht:

HOMBURG. Ein inzwischen gestorbener Assistenzarzt hat am Universitätsklinikum des Saarlandes bis 2014 womöglich mehrere Kinder bei Untersuchungen sexuell missbraucht.

Es bestehe der Verdacht, dass er in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie nicht medizinisch notwendige Untersuchungen im intimen Bereich an Kindern vorgenommen habe, die als Routinemaßnahmen dargestellt wurden, sagte der Sprecher des Universitätsklinikums des Saarlandes am Montag im Homburg.

Der Mediziner wurde 2014 entlassen. Ermittlungen gegen ihn wurden nach seinem Tod 2016 eingestellt.

Klinik hat Strafanzeige gestellt

Konkret befassten sich die Ermittlungen mit der Behandlung von 34 Patienten, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrücken mit. Die möglichen Opfer seien im Schnitt zwischen fünf und acht Jahre alt gewesen sein, hieß es. Es habe sich überwiegend um Jungen gehandelt.

Das Verfahren war ins Rollen gekommen, nachdem die Klinik 2014 Strafanzeige gegen den 34-jährigen Arzt gestellt hatte.

Nach Informationen des ARD-Magazins „Monitor“ war der Arzt von 2010 bis 2014 an der Uni-Klinik beschäftigt. Mögliche Opfer und deren Eltern seien über die Verdachtsfälle nicht informiert worden, hieß es in dem Bericht.

Laut Staatsanwaltschaft ging es in den Ermittlungen um „möglicherweise nicht medizinisch indizierte Untersuchungen insbesondere des Genital- und Analbereiches von kindlichen Patienten“, die in der Ausscheidungsambulanz des Klinikums vorgenommen wurden. Diese Spezialambulanz kümmert sich um Patienten, die einnässen oder einkoten.

Mehr als 300 Patientenakten würden noch einmal überprüft, hieß es. Sie seien bereits einmal nach möglichen Missbrauchsopfern durchsucht worden, dabei hätten sich aber keine Anhaltspunkte ergeben, teilte die Klinikleitung am Montag mit. Es sei aber nicht auszuschließen, dass sich weitere Verdachtsfälle ergeben.

Aufnahmen gefunden

Im Zuge der Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft bei dem Beschuldigten elektronische Datenträger mit Bilddateien sicher, die den sexuellen Missbrauch von Kindern zeigten.

Die Aufnahmen seien außerhalb der Klinik ohne Bezug zu Untersuchungshandlungen entstanden, so der Sprecher. Hier seien drei Geschädigte ermittelt worden, zu denen weitere Verfahren eingeleitet wurden.

Bei diesen drei Kindern seien die Eltern informiert worden. Die gesetzlichen Vertreter der in der Klinik behandelten Kinder wurden dagegen nicht informiert: Dafür habe es keine rechtliche Grundlage gegeben.

Nach den für die Staatsanwaltschaft maßgeblichen Vorschriften wäre dafür Voraussetzung gewesen, dass die Kinder den Status „Verletzte“ gehabt hätten. „Das war nicht der Fall.“

Bis zum Tod des Arztes habe keine konkrete Tat zum Nachteil eines der Kinder individualisiert werden können, hieß es.

Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) teilte am Montag mit: „Die Nachrichten aus dem Universitätsklinikum des Saarlandes erschüttern mich zutiefst. Wenn ein solcher Verdacht im Raum steht, muss umgehend eine lückenlose Aufklärung erfolgen.“ (dpa)

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 24.06.2019 um 18:33 Uhr.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Landesarbeitsgericht Düsseldorf

Lohnfortzahlung dank ärztlicher Berufserfahrung

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

© Bionorica SE

Phytoneering-Akademie

Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

Anzeige | Bionorica SE
Antibiotika – Fluch und Segen

Podcast

Antibiotika – Fluch und Segen

Anzeige | Bionorica SE
Brauchen wir noch Antibiotika?

© deepblue4you | iStock

Content Hub

Brauchen wir noch Antibiotika?

Anzeige | Bionorica SE
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Abb. 1: Patienten mit DMD profitierten von einer über 24-wöchigen Vamorolon-Therapie im Vergleich zu einer Therapie mit Prednison in Bezug auf das Längenwachstum

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14]

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)

Erstes dissoziatives Kortikosteroid zugelassen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera (Germany) GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weizen und Gluten entstigmatisieren

Reizdarmsyndrom: Ist die Glutensensitivität ein Nocebo-Phänomen?

Lesetipps
Mit einem PSA-basierten Screening sollen Prostatakarzinome früh erkannt werden

© Peakstock / stock.adobe.com

Früherkennung

PSA-basiertes Prostatakrebs-Screening: Langzeitdaten belegen Nutzen