Atemnot löst beängstigende und bedrohliche Empfindungen aus

Veröffentlicht:

Eine Dyspnoe wird - wie kaum ein anderes Symptom - als beängstigend und bedrohlich empfunden. Den Betroffenen wird ihre Atmung unangenehm bewusst. Atmung ist eine besondere Vitalfunktion mit sehr komplexen Regelkreisen, sagt Dr. Andreas Rembert Koczulla in seiner CME-Fortbildungseinheit "Atemnot - was steckt dahinter?"

Kaum ein anderes Symptom wird als so beängstigend empfunden wie die Atemnot.

Kaum ein anderes Symptom wird als so beängstigend empfunden wie die Atemnot.

© A J Photo / Science Photo Library

Die Empfindung der Atemnot beruht auf physiologischen, psychologischen, sozialen und äußeren Faktoren, erläutert der Pneumologe vom Uniklinikum Gießen & Marburg. Das Kontrollsystem der Atmung wird geprägt durch Chemo-, Mechano- und Trigeminusrezeptoren, pulmonale Rezeptoren und eine neuromechanische Dissoziation.

Eine Dyspnoe kann abhängig vom zeitlichen Verlauf und der Belastungs- oder Lageabhängigkeit eingeteilt werden in:

  • akute oder chronische Dyspnoe,
  • Belastungs- oder Ruhedyspnoe,
  • Orthopnoe oder lageunabhängige Dyspnoe.

Eine akute Dyspnoe entwickelt sich definitionsgemäß innerhalb von Minuten oder wenigen Stunden. Bei chronischer Dyspnoe besteht die Luftnot länger als einen Monat.

Mit Hilfe von Skalen wird versucht, die Dyspnoe-Empfindungen zu graduieren. Häufig werden die Borg-Dyspnoe-Skala und die Dyspnoe-Skala der ATS (American Thoracic Society) angewendet. Bei der Borg-Skala gibt der Patient das subjektive Ausmaß der Atemnot von "überhaupt nicht" bis "maximal" innerhalb der letzten 24 Stunden an. Bei der ATS-Dyspnoe-Skala wird berücksichtigt, bei welcher Tätigkeit die Luftnot auftritt.

Bei Erwachsenen hat eine akute Dyspnoe meist kardiopulmonale Ursachen, ebenso rund zwei Drittel der Fälle mit chronischer Dyspnoe.

Ein Patient mit akuter Dyspnoe wird als Notfall behandelt, der Umfang der Diagnostik hängt vom Zustand des Patienten und von seiner vitalen Gefährdung ab.

Bei der Beatmungstherapie kann sich die völlig ermüdete Atemmuskulatur zumindest zeitweise erholen.

Bei der Beatmungstherapie kann sich die völlig ermüdete Atemmuskulatur zumindest zeitweise erholen.

© A J Photo / Science Photo Library

Die Diagnostik bei chronischer Dyspnoe sollte nach einem Algorithmus erfolgen: Dieser beginnt mit der ausführlichen Anamnese, an die sich eine sorgfältige körperliche Untersuchung anschließt. Dann folgen EKG, Röntgenbild, Pulsoxymetrie bzw. Blutgasanalyse, Laboruntersuchungen, Echokardiografie und Lungenfunktionsprüfung, ggf. mit Diffusionskapazität und unspezifischer Provokation. Abhängig von der Anamnese und den erhobenen Befunden schließen sich weitere Untersuchungen an.

Die Therapie bei Dyspnoe richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei chronischer Dyspnoe haben sich - je nach Grunderkrankung - mehrere Verfahren bewährt: Sauerstofftherapie, körperliches Training, antiobstruktive Pharmakotherapie und Beatmungstherapie.

Die Sauerstofftherapie erhöht nicht nur die Oxygenation, sondern verringert auch den zentralen Atemantrieb und so die Atemnot. Zudem arbeitet die Atemmuskulatur besser, da sie mit mehr Sauerstoff versorgt wird. Das körperliche Training verbessert die aerobe Kapazität der Muskulatur. Für die antiobstruktive Pharmakotherapie werden vor allem ß2-Agonisten, Anticholinergika, Glukokortikoide und bedingt Theophyllin verwendet. Die Beatmungstherapie ist indiziert, wenn sich die völlig ermüdete Atemmuskulatur zumindest zeitweise erholen muss. (otc)

Zu dem Modul "Atemnot - was steckt dahinter?" (nur für Fachkreise)

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

© Bionorica SE

Phytoneering-Akademie

Praxisfall im Podcast: Atemwegsinfekt

Anzeige | Bionorica SE
Antibiotika – Fluch und Segen

© Bionorica SE

Podcast

Antibiotika – Fluch und Segen

Anzeige | Bionorica SE
Brauchen wir noch Antibiotika?

© deepblue4you | iStock

Content Hub

Brauchen wir noch Antibiotika?

Anzeige | Bionorica SE
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Daten aus Wales

Infarktrisiko steigt offenbar auch nach Harnwegsinfekt

Gastbeitrag

Typ-1-Diabetes hat den großen Teil seines Schreckens verloren

Brenzlige Situationen

Umgang mit schwierigen Patienten - Tipps für MFA

Lesetipps
Ein Vorteil bei ärztlichen Patientinnen und Patienten: Die Kommunikation läuft direkter. (Motiv mit Fotomodellen)

© contrastwerkstatt / stock.adobe.com

Berufsrecht

Kollegen als Patienten? Was das fürs Honorar bedeutet

Ein Geldschein liegt in einer Mausefalle.

© photo 5000 / stock.adobe.com

Knackpunkt Selbstzahlerleistungen

Der richtige Umgang mit IGeL-Fallen