Hochschulpakt-Bilanz

Auch Medizinfakultäten profitierten vom Geldsegen aus dem Hochschulpakt

Beispiel Sachsen-Anhalt: Ohne Fördermittel aus dem Hochschulpakt hätte die Studienanfängerkapazität im Land in den Fächern Human- und Zahnmedizin nicht auf dem 2005er Niveau gehalten werden können.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Die Medizinerausbildung ist für die Universitäten kostspielig. Einigen halfen die Mittel aus dem Hochschulpakt, das Niveau zu halten.

Die Medizinerausbildung ist für die Universitäten kostspielig. Einigen halfen die Mittel aus dem Hochschulpakt, das Niveau zu halten.

© GIAN EHRENZELLER/KEYSTONE/picture alliance

Bonn. Mit dem Hochschulpakt sicherten Bund und Länder in den Jahren 2007 bis 2020 in Reaktion auf eine steigende Studiernachfrage ein am Bedarf orientiertes Studienplatzangebot, durch das insgesamt 1,63 Millionen Studienanfängerinnen und -anfänger zusätzlich an einer Hochschule starten konnten.

In ihrem am Mittwoch veröffentlichten Abschlussbericht zieht die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) eine Bilanz des insgesamt mit 39 Milliarden Euro ausgestatteten Programms, das seit 2021 mit dem Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken fortgeführt wird.

Den deutschen Hochschulen gelang es laut Bericht, ihre Kapazitäten entschieden auszubauen, erheblich mehr Studentinnen und Studenten pro Jahr aufzunehmen und dabei weiterhin die hohe Qualität des Studiums aufrechtzuerhalten.

Betrug die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger im Jahr 2005 noch 363.000, so stieg diese auf knapp 519.000 im Jahr 2011. Seither nehmen kontinuierlich jedes Jahr etwa eine halbe Million Menschen in Deutschland ein Studium auf.

Personalausbau stärkte Position der Frauen an den Unis

Des Weiteren konnten die Hochschulen über die gesamte Laufzeit des Hochschulpakts ihr hauptberufliches wissenschaftliches und künstlerisches Personal um 40 Prozent (2020 gegenüber 2005) aufstocken. Die Zahl der Professorinnen und Professoren nahm dabei um 30 Prozent zu.

Der Personalausbau an den Hochschulen trug demnach maßgeblich dazu bei, den Frauenanteil zu erhöhen. Nachdem Frauen im Jahr 2005 lediglich 14 Prozent aller Professuren innehatten, gelang es, den Anteil der Professorinnen auf 26 Prozent im Jahr 2020 anzuheben. Beim gesamten hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Personal konnte der Frauenanteil von 26 Prozent im Jahr 2005 auf 38 Prozent im Jahr 2020 gesteigert werden.

Die Universitätsmedizin in vier Bundesländern profitierte laut Bericht besonders:

Mecklenburg-Vorpommern: Angesichts eines starken Rückgangs insbesondere der jungen Bevölkerungsgruppen plante Mecklenburg Vorpommern Anfang der 2000er Jahre, seine Studienkapazitäten deutlich abzusenken. Aufgrund der bundesweit stark zunehmenden Studiernachfrage bot sich jedoch die Gelegenheit, mithilfe einer Förderung aus dem Hochschulpakt die Studienkapazität an den sieben landeseigenen Hochschulen zu erhalten. Neue Zielgruppen mussten für ein Studium in Mecklenburg Vorpommern erschlossen werden. Das Studienangebot war qualitativ weiterzuentwickeln, zunehmend auch mit Blick auf die Deckung des Fachkräftebedarfs im eigenen Land.Seit 2015 wurde auch die Universitätsmedizin in Studium und Lehre direkt am Hochschulpakt beteiligt.

Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen realisierte mit dem Hochschulpakt ein Landesmasterprogramm für den Ausbau der Masterstudienplätze, die Schaffung zusätzlicher Studienplätze in der Humanmedizin und mehrere Einzelmaßnahmen zur Verbesserung des Studienerfolgs.

Saarland: Das Saarland ist eines der am stärksten vom demografischen Wandel betroffenen Länder. Dennoch hat es über alle Phasen des Hochschulpakts hinweg, wie alle westdeutschen Flächenländer, seine Pflichten beim Ausbau der Studienkapazitäten anerkannt. Auch flankiert durch den Förderschwerpunkt im Hochschulpakt verzeichneten insbesondere die Fachhochschulen im Saarland hohe Wachstumsraten. Studierte vor dem Hochschulpakt nicht einmal jeder fünfte saarländische Studierende an einer Fachhochschule, tat dies 2020 fast jeder zweite. Um den Strukturwandel voranzutreiben, wird in den im Saarland angebotenen Studiengängen ein deutlicher Fokus auf die vergleichsweise teuren MINT-Fächer und Medizin gelegt, was sich auch in der Verwendung der Hochschulpaktmittel widerspiegelt.

Sachsen-Anhalt: Sachsen Anhalt hat sich im Rahmen des Hochschulpakts verpflichtet, die Zahl der Studienanfängerinnen und anfänger im ersten Hochschulsemester sowie die Studienanfängerkapazität in den Fächern Human und Zahnmedizin auf dem Niveau von 2005 zu halten. Weil aufgrund der demografischen Entwicklung von einem Rückgang der Studienanfänger aus Sachsen Anhalt ausgegangen werden musste, sollte das Land folglich Studienkapazitäten weit über dem eigenen Bedarf vorhalten. Dabei sollte weiterhin allen Studierenden ein qualitativ hochwertiges Studium gewährleistet werden. Ein vor dem Hintergrund der Entwicklung Sachsen Anhalts eigentlich notwendiger Abbau von Studienkapazitäten fand dann nicht statt, um jene Länder zu unterstützen, die über den errechneten Bedarf hinaus noch weitere Studienplätze hätten aufbauen müssen.

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