Quartalszahlen

Bayer trotz Wachstums weniger optimistisch

Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer ist zwar nach aktuellen Quartalszahlen operativ auf Kurs, bleibt aber mit seinen Prognosen für das Gesamtjahr ein wenig vorsichtiger.

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LEVERKUSEN. Der Dax-Konzern Bayer bestätigte am Dienstag bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal am Dienstag in Leverkusen zwar seinen Jahresausblick, bezeichnete ihn aber als „zunehmend ambitioniert“. Grund sind eher schwache Agrargeschäfte in den USA. Dort hat schlechtes Wetter mit Überschwemmungen die Nachfrage der Landwirte nach Saatgut und Unkrautvernichtern der Tochter Monsanto dämpft. Ein deutliches Wachstum des Pharmageschäfts konnte das nur teilweise ausgleichen.

Der Konzern peilt 2019 weiterhin einen Umsatzanstieg auf 46 Milliarden Euro sowie einen Zuwachs des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sonder- und Währungseinflüssen auf 12,2 Milliarden Euro an. Der Aktienkurs geriet am Dienstag dennoch unter Druck und verlor zum Handelsstart deutlich.

Im abgelaufenen zweiten Jahresviertel stieg der Konzernumsatz zwar um mehr als ein Fünftel auf knapp 11,5 Milliarden Euro, das lag aber insbesondere an der Übernahme von Monsanto. Die US-Saatguttochter war vor einem Jahr nur wenige Wochen ins zweite Quartal eingeflossen.

Deutliches Plus im Rx-Geschäft

Währungseffekte sowie Unternehmenszu- und -verkäufe herausgerechnet stieg der Konzernumsatz um 0,9 Prozent. Das kleine Plus lag vor allem am Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten wie Xarelto® und Eylea®. Der Umsatz mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln erhöhte sich wachstumsbereinigt um 3,9 Prozent auf 4,422 Milliarden Euro. Bei rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) meldet der Konzern einen Umsatzanstieg um 2,1 Prozent auf 1,442 Milliarden Euro..

Unter dem Strich brach das Konzernergebnis aber um rund die Hälfte auf 404 Millionen Euro ein. Das lag an Kosten für die Integration von Monsanto, Abschreibungen auf die verkaufte US-Fußpflegemarke Dr. Scholl’s sowie Aufwendungen für den Konzernumbau, in dessen Zuge viele Tausend Stellen wegfallen. Bayer versucht, den Jobbau auch mit teils hohen Abfindungen umzusetzen.

Auch die Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto hat Bayer viel Ärger eingebrockt. Da das Glyphosat-Debakel in den USA längst nicht ausgestanden ist, bleibt der Druck auf Konzernchef Baumann auch nach diesem Quartalsbericht hoch. Der Agrarchemiekonzern Bayer sieht sich in den USA wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter der Tochter Monsanto immer mehr Klagen gegenüber. (dpa)

Das Glyphosat-Debakel

Wie viele Klagen gibt es?

  • Bis zum 11. Juli seien Klagen von rund 18.400 Klägern zugestellt worden, teilte Bayer am Dienstag in Leverkusen mit. Das sind rund 5000 mehr als im April. Die Klagezahl war seit August 2018 nach oben geschnellt, nachdem ein Geschworenen-Gericht einem Krebspatienten hohen Schadensersatz zugesprochen hatte.

Mit welcher Strategie begegnet Bayer der Klageflut?

  • Die Leverkusener setzen bislang darauf, konsequent klare Kante zu zeigen: Alle bisherigen Urteile von US-Gerichten wurden angefochten und trotz der teilweise drastisch reduzierten Strafen will Bayer vor Berufungsgerichte ziehen. Dass glyphosathaltige Monsanto-Produkte Krebs verursachen, weist das Unternehmen mit Verweis auf zahlreiche Studien weiterhin vehement zurück. Beobachter spekulieren, dass Bayers Prozessstrategie soweit geht, einen Fall bis zum obersten US-Gerichtshof („Supreme Court“) zu bringen und dort auf Entlastung zu hoffen.

Mit welchem Ausgang rechnen Experten?

  • Letztendlich gehen viele Analysten von einem Vergleich mit den Glyphosat-Klägern aus. Der dürfte zwar einige Milliarden Euro kosten, würde das Thema aber vom Tisch schaffen. Angesichts der mutmaßlichen Kosten, die bereits im Aktienkurs berücksichtigt seien, dürfte eine Einigung im Bereich von 15 bis 20 Milliarden Euro Bayer wohl schon Erleichterung verschaffen, meint etwa Markus Mayer von der Baader Bank. (dpa)
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