Phänomen

Breaking Bad News belasten Ärzte

Ob studierender oder praktizierender Arzt: Beide zeigen deutliche Belastungsreaktionen, wenn sie Patienten schlechte Nachrichten überbringen müssen. Das haben Schweizer Forscher entdeckt.

Von Christiane Gelitz Veröffentlicht:
Ärzte reagieren auf das Überbringen schlechter Nachrichten deutlich, so eine neurologische Untersuchung.

Ärzte reagieren auf das Überbringen schlechter Nachrichten deutlich, so eine neurologische Untersuchung.

© rocketclips/ stock.adobe.com

"Es tut mir leid, wir haben bei Ihnen einen Tumor gefunden" – diese Nachricht zu überbringen, würde wohl den meisten Menschen schwerfallen. Ein solches Gespräch, Fachbegriff: "breaking bad news", belastet auch Medizinstudenten und erfahrene Ärzte, und zwar seelisch ebenso wie körperlich.

Das berichten Wissenschaftler jetzt im "International Journal of Psychophysiology". Regina Studer und ihre Kollegen vom Institut für Arbeitsgesundheit der Universitäten von Genf und Lausanne werteten sieben Laborexperimente aus, an denen mehr als 250 größtenteils Medizinstudenten, teils aber auch erfahrene Ärzte teilgenommen hatten.

Erhöhtes Stresslevel

"Alle Studien belegen, dass die psychische und die physiologische Aktivierung beim Überbringen schlechter Nachrichten im Vergleich zu neutralen oder positiven Mitteilungen zunahm", so das Ergebnis der Schweizer Forscher.

Anders gesagt: Neben dem subjektiven Stresserleben seien unter anderem auch die Herzfrequenz, die Hautleitfähigkeit und der Cortisolspiegel gestiegen. Die Stresssignale traten ebenfalls verstärkt auf, wenn die Medizinstudenten die "bad news" lediglich vorlesen sollten.

In der Regel setzten die Stressreaktionen zu Beginn ein und zeigten einen von drei typischen Verläufen, wie eines der Experimente ergab. Die Art und Weise, in der die Mediziner die schlechten Nachrichten überbrachten, spielte dabei keine Rolle.

So sank bei rund jedem zweiten Mediziner die körperliche Aktivierung, gemessen an der Hautleitfähigkeit, schnell wieder auf Normalniveau. Bei den übrigen nahm sie zwar ebenfalls ein Stück ab, blieb aber letztlich auf leicht oder deutlich erhöhtem Niveau.

Laut Studer und Kollegen ließ das darauf schließen, dass "rund jeder dritte eine anhaltende, deutliche Stressreaktion zeigte". Die Befunde müssten sich allerdings noch im medizinischen Alltag bewähren.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Impflücken erkennen

Impfstatus checken mit digitalem Tool

Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Übersicht

Eine Agenda für Seltene Erkrankungen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Shared Decision Making ist gerade bei der Diagnostik und Therapie seltener Erkrankungen ein wichtiges Versorgungsprinzip. (Symbolbild mit Fotomodellen)

© Pixel-Shot / stock.adobe.com

Seltene Erkrankungen

Was auch Patienten tun können

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)

Kampf dem Zervixkarzinom

Ärzte sind sich einig: eine Impfung schützt!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an