Britische Klinikmanager verdienen mehr als Cameron

Die Gehälter der Manager im staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) steigen enorm. Gleichzeitig fürchten NHS-Ärzte um ihren Arbeitsplatz.

Veröffentlicht:
Premier David Cameron: Er verdient weniger als die meisten Klinikmanager auf der Insel.

Premier David Cameron: Er verdient weniger als die meisten Klinikmanager auf der Insel.

© Xinhua / imago

LONDON (ast). Während in Großbritannien immer mehr Ärzte über Einkommensverluste und unsichere berufliche Zukunftsaussichten klagen, steigen die Gehälter in der Gesundheitsverwaltung doppelt so stark wie die Inflationsrate. Das sorgt für Ärger.

Wie aus aktuellen Zahlen der Organisation "Income Data Service" (IDS) hervor geht, verdient ein ranghoher Krankenhaus-Manager im staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) durchschnittlich 158.000 Pfund (umgerechnet rund 196.000 Euro) brutto pro Jahr.

Allein in den vergangenen zwölf Monaten ist das Gehalt der NHS-Klinikmanager laut IDS um fünf Prozent gestiegen. Das ist doppelt so viel wie die Inflationsrate.

Manager kassieren, angestellte Ärzte bangen um ihren Job

Gleichzeitig fürchten tausende NHS-Ärzte um ihren Arbeitsplatz. Viele Ärzte müssen außerdem Honorarkürzungen einstecken. Das ist eine Folge der Budgetkürzungen durch die Regierung. Die Kürzungen im Gesundheitsetat belaufen sich auf Milliardenbeträge - eine direkte Folge der Wirtschaftskrise.

Laut IDS verdienen "dutzende Krankenhausmanager inzwischen mehr als Premierminister David Cameron". Und: "Es gibt NHS-Manager, die jährlich mehr als 250.000 Pfund (rund 310.000 Euro) verdienen", so die Gutachter.

Namentlich werden unter anderem die Chefs der Londoner NHS-Kliniken Guys und St. Thomas Hospital (274.000 Pfund Jahreseinkommen), Barts und London Hospital (260.000 Pfund) sowie Kings College Hospital (227.500 Pfund) genannt. Auch in anderen Städten Großbritanniens verdienen NHS-Klinikmanager laut IDS "regelmäßig mehr als 200.000 Pfund (rund 248.000 Euro)".

Ein Gehaltsplus von fast 30 Prozent in fünf Jahren

Das Londoner Gesundheitsministerium dementierte diese Zahlen nicht, wies aber darauf hin, dass landesweit tausende Stellen in der Gesundheitsbürokratie abgebaut worden seien, um Kosten zu sparen. Laut IDS stiegen die Gehälter in der NHS-Verwaltung in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 27 Prozent.

Ärzte- und Patientenverbände kommentierten die Zahlen kritisch. "In Zeiten der Geldknappheit sollten ranghohe Klinikmanager mit gutem Beispiel voran gehen und auf Zulagen verzichten", so eine Sprecherin des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA) in London.

Die Patientenorganisation Patients Association (PA) gab zu bedenken: "Je mehr Geld in die NHS-Verwaltung fließt, desto weniger Geld bleibt für die Patientenversorgung über. Das ist schlecht."

Laut Informationen der "Ärzte Zeitung" plant das Londoner Gesundheitsministerium in den kommenden vier Jahren NHS-Einsparungen von rund 20 Milliarden Pfund (knapp 25 Milliarden Euro). Bis zu 40.000 NHS-Arbeitsplätze sollen abgebaut werden - darunter auch tausende Stellen für Ärzte und Krankenpflegepersonal.

Mehr zum Thema

apoBank-Analyse

Frauen haben bei Praxisgründungen die Nase vorn

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System