Verstopfte Ambulanzen

Notfall Notfallversorgung: Krankenhäuser und Ökonomen mahnen zügige Reform an

Für die Menschen sei es inzwischen selbstverständlich, im Notfall sofort ins Krankenhaus zu gehen, moniert die Krankenhausgesellschaft. Ökonomen rechnen derweil mit Entlastungen in Milliardenhöhe – wenn die Notfallreform denn kommt.

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Blick in die Notaufnahme eines Krankenhaus: Wann kommt die Reform?

Blick in die Notaufnahme eines Krankenhaus: Wann kommt die Reform?

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Berlin. Die Debatte um den Umbau der Notfallversorgung ist zurück. „Die Reform der Notfallversorgung ist eines der dringendsten Projekte der Gesundheitspolitik“, meldet sich aktuell der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß, zu Wort.

Für die Menschen sei es mittlerweile selbstverständlich, in Notfällen und außerhalb der Sprechstunden des niedergelassenen Bereichs ein Krankenhaus aufzusuchen. Zunehmend gelte dies auch während ärztlicher Sprechzeiten.

Die Folgen seien überlastete Notaufnahmen inklusive langer Wartezeiten, so Gaß. Das Problem dürfe nicht auf die lange Bank geschoben werden. Die Koalition habe die Reform „zügig“ anzugehen.

Gemeinsam betriebene INZ als Lösung

In einem Positionspapier schlägt die Krankenhausseite den Aufbau kooperativ betriebener Integrierter Notfallzentren (INZ) an Krankenhäusern vor – diese könnten als „organsisatorischer Ankerpunkt“ dienen.

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Die INZ sollen nach Vorstellung der DKG von Krankenhäusern und Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) „grundsätzlich“ gemeinsam betrieben werden. Weil personelle Ressourcen knapp sind, sollen die „Partner vor Ort“ aber auch individuelle Lösungen zur Zusammenarbeit aufsetzen können.

Nötig sei überdies eine digital unterstützte Leitstelle. Diese müsse für hilfesuchende Patienten 24/7 ansprechbar sein und eine adäquate Ersteinschätzung leisten. Bei weniger dringlichen Fällen habe die Leitstelle Termine bei niedergelassenen Ärzten zu vermitteln.

Entlastung von knapp fünf Milliarden

Für eine rasche Reform der Notfallversorgung spricht sich auch der Hamburger Gesundheitsökonom Professor Jonas Schreyögg aus. „Generell würde ich sagen, dass die Reform der Notfallversorgung am dringlichsten ist unter allen Reformen, weil sie am meisten Entlastung verspricht, in puncto Personal und finanzieller Ressourcen“, sagte Schreyögg der Ärzte Zeitung.

Komme die Reform und entfalte nach drei, vier Jahren Wirkung, sei eine Entlastung von knapp fünf Milliarden Euro pro Jahr möglich, so Schreyögg, der auch Mitglied im Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege ist.

Ein Problem in Deutschland sei, dass man den Menschen praktisch ein unbegrenztes Zugangsversprechen zur Versorgung mache. „Jede und jeder kann überall hingehen und Leistungen in Anspruch nehmen.“ In den Notfallambulanzen würden auch deshalb zu viele Patienten versorgt, die keine echten Notfälle seien.

In der Vergangenheit waren Versuche, den Notfall- und Rettungsdienst umzubauen, unter anderem am Widerstand der Länder gescheitert. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat einen neuen Reformanlauf angekündigt. (hom)

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