Berlin

Charité kooperiert mit Saudis

Die Berliner Uniklinik Charité hat eine Kooperation mit Saudi-Arabien zur Facharztausbildung geschlossen. Der Marburger Bund sieht das äußerst kritisch.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

BERLIN. Die Berliner Uniklinik Charité will künftig Ärzte aus Saudi-Arabien zur Berliner Facharzt-Reife führen. Das ist das Ziel einer neuen Kooperationsvereinbarung der größten Uniklinik Europas und dem Bildungsministerium des arabischen Königreiches, die am 1. September feierlich unterzeichnet wurde.

Stipendiaten des arabischen Landes können ein strukturiertes Programm durchlaufen, das Sprachstudium und medizinische Weiterbildung verbindet. Im ersten Jahr erhalten sie eine einjährige, medizinisch ausgerichtete Sprachausbildung. In den folgenden fünf bis sechs Jahren qualifizieren sie sich in der Klinik. Am Ende des Programms steht die Facharztprüfung bei der Ärztekammer Berlin.

Kommission wählt Stipendiaten

Die Stipendiaten werden von einer Kommission aus Charité-Medizinern und Vertretern des Königreichs Saudi-Arabien ausgewählt. "Das Verfahren ist streng und an der besonderen Eignung der Bewerber ausgerichtet", teilte die Uniklinik mit.

Das Programm ist nach ihren Angaben deutschlandweit einmalig. Eine Vereinbarung zur Facharzt-Weiterbildung von Medizinern aus Saudi-Arabien besteht aber auch mit dem Land Sachsen-Anhalt (wir berichteten).

Die Bundesregierung begrüßt das neue Weiterbildungsprogramm: "Das Bundesministerium für Gesundheit und das Auswärtige Amt haben intensiv an einer Lösung einiger offener Fragen gearbeitet und ich freue mich über den jetzt in enger Kooperation mit dem Königreich Saudi-Arabien erreichten Erfolg", sagt Staatssekretär Lutz Stroppe aus dem Bundesministerium für Gesundheit.

Dagegen bewertet der Marburger Bund das Programm extrem kritisch. MB-Hauptgeschäftsführer Armin Ehl warnt davor, dass Weiterbildungsstellen an der Charité möglicherweise nicht mehr nach Eignung des Bewerbers vergeben werden könnten, sondern nach der "Höhe des Stipendiums und anderer Prämien, die das Heimatland beizusteuern bereit ist".

Ehl weiter: "Eine derartige Praxis benachteiligt in- und ausländische Ärztinnen und Ärzte, die sich auf regulärem Weg um eine Stelle bemühen und keinen Geldgeber hinter sich haben, der die Bezahlung des vollständigen Gehalts einschließlich Lohnnebenkosten übernimmt." Die Charité weist diese Vorwürfe jedoch als nicht zutreffend zurück.

In Saudi-Arabien werden laut Charité aktuell viele Mediziner mit Facharztabschluss gebraucht.

Fachpersonal "dringend" gesucht

Allein im vergangenen Jahr hat der arabische Staat den Angaben zufolge 26 Krankenhäuser eröffnet, weitere 117 werden derzeit gebaut. "Die an der Charité ausgebildeten Fachärzte sind für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens in Saudi-Arabien ein großer Gewinn.

Zur Behandlung von Kranken und zum Aufbau neuer Strukturen brauchen wir dringend Fachpersonal mit sehr guten Kenntnissen", sagt Professor Ossama Abdulmajed Ali Shobokshi, Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien in Deutschland, selbst Mediziner mit deutscher Facharztqualifizierung und ehemaliger Gesundheitsminister seines Landes.

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