Die Meinung
Der Hilfeschrei der PKV-Unternehmen
Private Krankenversicherer haben die Finanzaufsicht BaFin gebeten, per Verordnung die Höhe von Provisionen zu limitieren und Vermittler zu zwingen, bei Kündigung des Kunden innerhalb der ersten fünf Jahre nach Abschluss mit einem Teil ihrer Provision zu haften. Nur so, glauben sie, kann die Branche den Irrsinn in den Griff bekommen, dass große Vertriebe Tausenden von Kunden die Kündigung bei ihrem Versicherer und den Neuabschluss bei einem Rivalen empfehlen.
Der Treibsatz für die aggressiv auftretenden Verkäufer: PKV-Unternehmen zahlen fast schon als Standard 12 bis 14 Monatsbeiträge an Provision, in Ausnahmen auch mehr. Die meisten Vertriebe haften nur ein bis zwei Jahre für die Provision. Ist die Zeit um, können sie den Bestand fröhlich erneut weiterdrehen und frisch kassieren. Hintergrund des Hilfeschreis der Branche istdie Tatsache, dass auch die privaten Krankenversicherer keineswegs so unbeeindruckt von der demografischen Entwicklung sind, wie sie behaupten. Wenn keine jungen Kunden nachkommen, haben die Gesellschaften bald Probleme. Weil die Zahl der echten Neukunden klein bleibt, gehen sie bei Beständen der Konkurrenz auf Beutezug. Nachhaltig ist das nicht.
Herbert Fromme ist Wirtschaftsjournalist in Köln.