Kommentar zur erneuten Klinikeinweisung

Der Preis der DRG

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:

Die Ersparnis beträgt gut zwei Tage: Von 8,9 auf 6,7 Tage ist die Dauer eines stationären Aufenthalts seit Einführung der Fallpauschalen für Krankenhäuser gesunken. Untersuchungen zufolge ist die befürchtete Zunahme von sogenannten "blutigen Entlassungen" ausgeblieben, doch so mancher Arzt nimmt das anders wahr.

In einer Umfrage gaben 23 Prozent der zuweisenden Ärzte als Problem der Diagnosis Related Groups (DRG) die zu frühe Entlassung an, auf die weder sie noch die Patienten ausreichend vorbereitet seien.

Ein gutes Management der Schnittstellen zwischen stationärer Behandlung und ambulanter Weiterbetreuung wird jedoch bei sinkenden Liegezeiten immer wichtiger für den Gesamterfolg der Therapie.

Fehlt es, besteht die Gefahr eines "Drehtüreffekts". Jeder zwölfte frisch Entlassene muss einer US-Studie zufolge binnen eines Monats ungeplant und mit derselben Diagnose erneut stationär aufgenommen werden, bei schwer kranken Patienten liegt die Rate noch deutlich höher.

Solche Wiedereinweisungen sind mit beträchtlichen Kosten verbunden. Den Preis für die eingesparten Tage beim ersten Klinikaufenthalt zahlen dann die Kranken und die Gemeinschaft der Versicherten.

Lesen Sie dazu auch: Zurück in die Klinik: Sieben Punkte entlarven gefährdete Patienten

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Kommentare
Dr. Joachim Malinowski 16.04.201312:34 Uhr

DRG- sinnvoll oder vorprogrammierter Drehtüreffekt?

Es sollen Kosten eingespart werden.
Wurden früher die Patienten eher zu lange im Krankenhaus gehalten, um wirtschaftlich eine gute Bilanz zu erzielen, so werden unter dem DRG-System die Patientenzahlen pro Zeiteinheit erhöht. Das heißt im Klartext, frühere Entlassungen, auch gegen jedes medizinische Fachwissen.

Und der Arzt wird dann obendrein noch gezwungen, ständig auf die Liegedaten von seinen Patienten zu achten und ggf. den Entlassungsauftrag zu geben.
Das ist ganz klarer Mißbrauch von ärztlichem Personal zum Vorteil von rein ökonomischen Belangen.

Entweder wir leisten uns als Gesamtgesellschaft eine weitgehend von monitären Belangen gestaltete Medizin (wie z.B. auch eine Gerichtsbarkeit und andere von Geldsorgen wenig beeinflußte Institutionen, Militär, Polizei etc.), oder aber wir gleiten immer mehr ab in eine quantitative Steigerung von halb-therapierten Patienten mit deutlichem Qualtätsverlust und damit mehr Krankheitsausfällen.
Wer will das schon als betroffender Patient? Was nützt das dem Arbeitgeber?

Das Auseinanderklaffen der Schere zwischen reichen und armen Patienten ist damit ebenfalls vorprogrammiert.
So wird z.B auch operiert, was es zu operieren gibt, egal ob der Patient etwas davon hat oder nicht. Jeder Fall bringt Geld, und dann wird der Patient entlassen. So wird beispielsweise auch eine 90jährige Oma (die eigentlich nicht mehr leben möchte lt. Patientenverfügung und die nahezu unbeabsichtigt per Notarzt ins Klinikum kam) noch im Krankenhausfahrstuhl teil-reanimiert/teil-hirngeschädigt, dann auf Intensiv geschafft, in einen teuren Kühlanzug gesteckt etc. und dann nach Ablauf der Kostenfallpauschale endlich ihrem Schicksal überlassen.
Dies sei kein Einzelfall in der Intensivmedizin.
Ich frage mich, was der Unfug soll.

Wenn man Kosten einsparen will, muss es patientengerechtere Umsetzungen geben. Da ist auch der Gesundheitsminister gefragt, der die Vorgaben gestaltet. Die Wahl steht ja bald an und ich weiß, wen ich nicht wähle.

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