Ausländische Ärzte

Deutsche Sprache, schwere Sprache

Sprachtest für Ärzte aus dem Ausland: In Rheinland-Pfalz müssen ausländische Mediziner ihre Deutschkenntnisse prüfen lassen. Die Kammer will damit Patienten und Kollegen schützen. Bilanz nach zehn Monaten: Viele neue Kollegen scheitern am Test.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Sprachtest als Hindernis: Eine sudanesische Ärztin und ihr Tutor pauken in einem Klinikum in Braunschweig Deutsch.

Sprachtest als Hindernis: Eine sudanesische Ärztin und ihr Tutor pauken in einem Klinikum in Braunschweig Deutsch.

© Leppin / dpa

MAINZ. Ausländische Ärzte, die in Rheinland-Pfalz arbeiten möchten, müssen seit August vergangenen Jahres eine Sprachprüfung ablegen. Viele Ärzte scheitern an dieser Hürde. Die Durchfallquote liegt bei 40 Prozent - mit steigender Tendenz, so der Hauptgeschäftsführer der Landesärztekammer Dr. Jürgen Hoffart am Mittwoch in Mainz.

"Die bisherigen Prüfungen haben gezeigt, dass auch Inhaber eines Sprachdiploms der Stufe B2 oder C1 oft nicht in der Lage sind, in ausreichendem Maße mit einem Patienten zu kommunizieren", sagt Hoffart.

In vielen anderen Bundesländern reichen diese Nachweise aus, um als Arzt arbeiten zu dürfen. Nach Angaben der Landesärztekammer ist Rheinland-Pfalz bislang das einzige Bundesland, das einen solchen Nachweis fordert.

Hier ist die Zahl der ausländischen Ärzte von 779 im Jahr 2000 auf derzeit über 1400 gestiegen. Ein Plus von 81 Prozent.

Für den Präsidenten der Landesärztekammer, Professor Frieder Hessenauer, sind die Sprachprüfungen praktizierter Patienten-, aber auch Kollegenschutz. "Wir wollen auch die ausländischen Kollegen vor Fehlern bewahren, unter denen sie später eventuell ein Leben lang leiden", sagt Hessenauer.

Prüfung erneut möglich

Aber auch Ober- und Chefärzte kämen zunehmend in Schwierigkeiten, wenn die Kommunikation nicht funktioniere. Auch könne es nicht sein, dass nur noch wenige Kollegen Arztbriefe schreiben würden, weil die anderen wegen mangelnder Sprachkenntnisse dazu nicht in der Lage seien.

Die Prüfung vor der Ärztekammer besteht aus einem etwa 20-minütigen simulierten Arzt-Patienten-Gespräch. Einer der beiden ärztlichen Prüfer gibt dabei vor, Patient zu sein und schildert seine Symptome.

Der Prüfling muss dann die Anamnese erheben, den Patienten darüber aufklären, welche Erkrankung er vermutet und wie die Behandlung weitergehen wird.

Anschließend hat der Prüfling weitere 20 Minuten Zeit, einen Arztbrief für die Weiterbehandlung zu formulieren. Das Testergebnis wird anschließend mit dem Bewerber besprochen. Wer durchfällt, kann sich erneut zur Prüfung anmelden.

Die ungarische Assistenzärztin Dr. Laura Semelci hat die Prüfung im vergangenen Oktober bestanden. "Ich hatte zwar erst Angst, aber dass ich bestanden habe, hat mir mehr Sicherheit bei der Arbeit gegeben", zieht sie ein positives Fazit.

Seit August 2012 haben sich 142 ausländische Ärzte zur Sprachprüfung angemeldet. Angesichts der auch bundesweit stark steigenden Zahlen ausländischer Ärzte setzen sich Hoffart und Hessenauer dafür ein, dass Sprachprüfungen in allen Bundesländern verbindlich werden.

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