„Digital arbeiten und gesund leben“

Die gute und die schlechte Digitalisierung

Die Digitalisierung reduziert bei Arbeitnehmern Schlafprobleme und das Phänomen das Präsentismus, so eine Barmer-Untersuchung. Doch sie schlägt Manchem auch aufs Gemüt.

Veröffentlicht:
Digitaler Stress: Den fühlen insbesondere Arbeitnehmer unter 40 Jahren.

Digitaler Stress: Den fühlen insbesondere Arbeitnehmer unter 40 Jahren.

© photoschmidt / stock.adobe.com

STUTTGART. Die digitale Arbeitswelt hat oft positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Arbeitnehmern, belastet deren Psyche aber zugleich: Das ist das Ergebnis der Barmer Studie „Digital arbeiten und gesund leben“, die heute in Stuttgart vorgestellt wird. Ein Handout zu den Ergebnissen lag der Redaktion bereits vorab vor.

An der Analyse von Professor Stephan Böhm von der Universität St. Gallen nahmen Mitte dieses Jahres rund 8000 Teilnehmer teil.

In der repräsentativen Längsschnittanalyse gaben Arbeitnehmer, die durch die Digitalisierung flexible Arbeitsorte haben – Stichwort: Home office –, an, seltener unter Schlafproblemen zu leiden als Nicht-Telearbeiter: Während knapp ein Drittel der Telearbeiter Schlafprobleme angab, waren es bei den Arbeitnehmern ohne Telearbeit fast die Hälfte.

Flexibilität gegen Erschöpfung

Ein wichtiger Faktor zur Gesundheit sind den Befragten zufolge flexible Arbeitszeiten: „Bei einer flexibleren Arbeitszeiteinteilung reduzieren sich emotionale Erschöpfung, Stress und Schlafprobleme, während sich das subjektive Gesundheitsempfinden und die Arbeitsfähigkeit erhöhen“, so die Kasse im Handout. Auch gehen Arbeiter mit beweglichen Zeiten laut Studie seltener krank zur Arbeit.

Die Kehrseite der Medaille: Ein Fünftel der Befragen gab emotionale Erschöpfung aufgrund von digitaler Überlastung an. Der Einfluss der Digitalisierung sei hier deutlich größer als durch die anderen beruflichen sowie privaten Faktoren.

„Durch die Nutzung in der Freizeit verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben. Die Unternehmen müssen klare Rahmenbedingungen festlegen, damit der positive Effekt der Digitalisierung nicht verpufft“, mahnt Joachim Oehler, Hauptgeschäftsführer der Barmer Stuttgart in einer Mitteilung.

Jüngere fühlen sich gedrängt

Ein Fünftel der Beschäftigten unter 40 Jahren haben zudem den Eindruck, dass sie durch die technologische Entwicklung schneller arbeiten müssen – bei den Arbeitnehmern über 40 Jahren war hingegen lediglich jeder Zehnte davon überzeugt. 44 Prozent gaben an, das Internet zu Arbeitszwecken auch in ihrer Freizeit zu nutzen, was die Lebenszufriedenheit bei starker Nutzung senkt, so die Autoren.

Individuelle Arbeitszeitvereinbarung mit dem Vorgesetzten sind dabei offenbar ein Schlüssel, um sich emotional von der immer mehr digitalen Arbeitswelt zu erholen: Fast jeder sechste Befragte gab an, in seinem Beruf die Möglichkeit für individuelle Vereinbarungen dazu zu haben. Und: Wer im Job die Möglichkeit hat, sich oft auf Tätigkeiten zu konzentrieren, worin man sich als gut einschätzt, fühlte sich durchschnittlich fast vier Jahre jünger, wie die Erhebung ergab.

Positiver Ausblick für Arbeitgeber: Wer seine Mitarbeiter fair behandelt, ihnen Aufstiegschancen gibt und Partizipationsmöglichkeiten bietet, reduziert laut Erhebung den Effekt von digitaler Überlastung auf die Arbeits- und Lebenszufriedenheit. (ajo; Mitarbeit: maw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

© Paolese / stock.adobe.com (Model mit Symbolcharakter)

Neuer Therapieansatz bei erektiler Dysfunktion

Leitliniengerechte Therapie mit DiGA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Kranus Health GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Geldanlage

Vermögen auf Rezept: Wie sich eine langfristige Finanzplanung auszahlt

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können