E-Card: Ärzte wollen sehen, dass es voran geht

Auf dem Essener Kongress IT-Trends Medizin ließen niedergelassene Ärzte ihrem Frust in Sachen neuer Gesundheitskarte freien Lauf. Sie fordern klare Signale, dass das Projekt vorangetrieben wird. Ein Signal wäre die Pauschale für die Anschaffung der Lesegeräte.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Noch sind Lesegeräte für die eGK nicht stark von Ärzten gefragt.

Noch sind Lesegeräte für die eGK nicht stark von Ärzten gefragt.

© TK

ESSEN. Die Ärzte in den Testregionen für die elektronische Gesundheitskarte (eGK) brauchen endlich ein Zeichen, dass die Arbeit an dem Projekt weitergeht. Sonst wird für sie und die anderen Beteiligten der Frust zu groß. Davor warnt Dr. Jürgen Faltin vom Gesundheitsministerium Rheinland-Pfalz.

Die Gremien auf Bundesebene sollten sich endlich auf Pauschalen für die Anschaffung der Lesegeräte verständigen. "Das ist der Meilenstein, nach dem die Testregionen lechzen", sagte Faltin jüngst bei einer Diskussionsveranstaltung auf dem Fachkongress IT-Trends Medizin in Essen.

Er hält es für wichtig, die Telematik in kleinen Schritten voran zu bringen, statt auf einen Schlag große Lösungen einzuführen. Beim Umgang mit dem Thema sei in der Vergangenheit einiges schief gelaufen, räumte Faltin ein. "Wir haben es nicht geschafft, eine gute und notwendige Entwicklung in der Weise zu kommunizieren, wie es notwendig ist, um eine breite Akzeptanz zu schaffen."

Die Erfahrungen der letzten Jahre hätten vor allem gezeigt, dass es nicht sinnvoll ist, den Akteuren im Gesundheitswesen Großprojekte überzustülpen. "Alle haben erkannt, dass es ohne und insbesondere gegen die Ärzte nicht geht", sagte Faltin.

Der ärztliche Beirat für die Testregion Bochum/Essen sei zum Beispiel gerade aus dem Gefühl heraus entstanden, dass bei der eGK ein technisches Großprojekt ohne Einbeziehung der Kenntnisse an der Basis läuft, berichtete Dr. Christiane Groß von der Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo), eine der Beiratsvorsitzenden. "Wir versprechen uns, dass jetzt der ärztliche Sachverstand genutzt wird."

Die Technik solle dann so eingesetzt werden, dass die Vorstellungen der Ärzteschaft umgesetzt werden können, sagte Groß. Für viele Anwendungen wie den elektronischen Arztbrief oder die elektronische Patientenakte brauche man die eGK nicht, betonte sie.

Das sieht auch Wieland Dietrich so, Hautarzt in Essen und 1. Vizepräsident der Freien Ärzteschaft. "Eine verbesserte Kommunikation erfordert keine bundesweite Telematik-Infrastruktur, sondern sichere Wege und Punkt-zu-Punkt-Lösungen", postulierte er. Sollte der Online-Stammdatenabgleich bei der elektronischen Gesundheitskarte tatsächlich verpflichtend gemacht werden, wäre das ein denkbar schlechter Einstieg für die Akzeptanz der Telematik, warnte Dietrich. "Ich sehe den Stammdatenabgleich nicht als ärztliche Aufgabe, das ist eine Verwaltungsaufgabe." Um die Identität von Versicherten zu prüfen, müsse kein so großer Apparat aufgebaut werden, wie Dietrich mit Nachdruck hervorhob.

In den Kliniken ist die elektronische Kommunikation bereits Realität, sagte Professor Michael Betzler, Ärztlicher Direktor des Alfried Krupp Krankenhauses in Essen. "In vielen Bereichen des Krankenhauses könnten wir ohne elektronisch basierte Netzwerke nicht mehr so arbeiten, wie wir arbeiten müssen und wollen."

Die Telematik sei ein lernendes System, betonte Betzler. Er plädierte dafür, die Kritik der Niedergelassenen ernst zu nehmen, etwa die am hohen Dokumentationsaufwand. "Das System hat nur eine Chance, wenn keine Mehrkosten für die Beteiligten entstehen, der Datenschutz sicher gewährleistet ist und die damit verbundene Zeitersparnis erkennbar ist."

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