Medikation

E-Health reduziert Fehlerrate

Mit einem "Closed-Loop-System" hat das UKE die Fehlerrate bei Verordnungen von 57 auf 1,7 Prozent gesenkt.

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HAMBURG. Im Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) stellen zwei Roboter der Krankenhausapotheke für die Patienten täglich rund 10.000 Medikationen zusammen, die zuvor allesamt vom Arzt über ein Tool in der elektronischen Patientenakte verordnet wurden.

Das berichtete Henning Schneider, Leiter des Geschäftsbereiches IT im UKE, auf der Medica-Preview in Hamburg. Er hat das komplette Uniklinikum digitalisiert und es damit nach eigenen Angaben europaweit in Sachen Klinik-IT an die Spitze gebracht.

"Mit den elektronischen Verordnungen haben wir einen der häufigsten Fehlergründe bei der Medikation ausgeschlossen: die handschriftlichen Notizen", sagt Schneider. Im voll digitalisierten UKE-System gebe es bei den Verordnungen "keinen Medienbruch mehr".

Und so laufen die Verordnungen ab: Der Arzt auf Station gibt in seinen PC oder den Laptop auf dem Visitenwagen die Medikation ein. Die Verordnung schickt er an die Apotheke des UKE, wo sie von einem Apotheker gegengeprüft wird. "Wir prüfen auf Wechselwirkungen und Kontraindikationen", sagte Gunnar Ebeling, Apotheker am UKE.

Tagesdosis wird automatisch vorbereitet

Gibt der Apotheker die Verordnung frei, packt eine Verblisterungsmaschine in der Apotheke die Medikation als Tagesdosis für den Patienten zusammen und verschweißt das Ganze in Plastik. Auch für die Beschriftung sorgt der Roboter: Patienten- und Medikamentenname, Datum, Uhrzeit und Dosis, all das druckt er in Klartext und zusätzlich in einem verschlüsselten Code auf die Tüte.

Die fertig gepackten Beutel gehen dann an die Schwestern, die so die Patienten versorgen können. Vorbei die Zeiten, als die Medikation handschriftlich notiert wurde und von den Schwestern - meistens nachts - aus dem Medikamentenschrank der Station zusammengestellt wurde. "Auf den Stationen haben wir heute nur noch einen Schrank für Notfallmedikamente", erläutert Ebeling.

Mit diesem "Closed-Loop-System" haben die Initiatoren im UKE die Fehlerrate bei den Verordnungen auf 1,7 Prozent gesenkt. Das UKE hatte an eine Untersuchung am Uniklinikum Freiburg angeknüpft. Dort wollte man erfahren, wie sich die elektronische Verordnung zur Verordnung auf Papier verhält.

"Bei der elektronischen Verordnung verbesserte sich die Fehlerrate um 18 Prozentpunkte, und zwar von 57 auf 39 Prozent", sagt Schneider. In Hamburg hat man dann erneut mit der gleichen Fragestellung das Closed-Loop-System geprüft und konnte die Fehlerrate noch einmal von 37 Prozentpunkte auf jene erstaunliche 1,7 Prozent senken. Seit 2011 werden alle Patienten des UKE, außerhalb der Kinderklinik, mit diesem System versorgt.

UKE hat höchste Stufe erreicht

"Als erstes Krankenhaus in Europa hat das UKE die höchste Stufe 7 des EMRAM Awards (Electronic Medical Record Adoption Model) des Unternehmens HIMSS Analytics Europe erhalten", teilte das UKE im März mit. Damit werden Fortschritte in der IT-Struktur gemessen.

Und "im April 2011 erhielt das UKE für die Sicherheit der elektronischen Patientenakte die höchste Auszeichnung, die das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) an Unternehmen vergeben kann: das "ISO 27001-Zertifikat auf der Basis von IT-Grundschutz", hieß es. "Wir gehören zu den knapp 100 Unternehmen in Deutschland, die überhaupt diese Zertifizierung haben", sagt Schneider. Das Closed-Loop-System sei "das I-Tüpfelchen auf dem vollständig digitalisierten UKE" gewesen, so Ebeling.

Kein Wunder, dass Schneider vehement für die vollständige Digitalisierung des Krankenhauses wirbt. "In Deutschland liegt das durchschnittliche HIMSS-Level in Krankenhäusern allerdings immer noch bei 1,6", sagt Schneider.

Seit 2011 sehe er in dieser Hinsicht wenig Bewegung in der deutschen Krankenhauslandschaft. Man haben kein Technik-Problem, sondern eines des Managements, so Schneider: "Wenn das anders werden soll, dann müssen die Chefs an die Digitalisierung ihres Hauses glauben und IT vorleben." (cben)

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