Anlagen-Kolumne

EZB-Zinssenkung fordert Anleger heraus

Bei einem europäischen Leitzins von 0,75 Prozent lohnen Zinsanlagen kaum noch. Wer Mut zum Risiko hat, schaut sich jetzt gezielt nach dividendenstarken Aktien um.

Von Gottfried Urban Veröffentlicht:

Erstmals seit Einführung des Euro 1999 hat die EZB den Leitzins im Euroraum auf unter ein Prozent gesenkt - und zwar um 0,25 Prozent auf 0,75 Prozent.

Der Zins für Übernachteinlagen sank gar auf null Prozent. Damit lohnt sich es für Banken und Sparkassen nicht mehr, überschüssige Liquidität über Nacht bei der EZB zu parken.

Die Märkte hat das nicht beeindruckt: Der Dax rutschte tief ins Minus. Und für Zinsanlagen brechen schwierige Zeiten an.

Zugegeben, schon seit längerem gibt es in den Euroländern keinen risikolosen Zins mehr.

Trotzdem hat die Entscheidung eine hohe symbolische Wirkung, zeigt sie doch, dass in der Währungsunion, jedenfalls an ihren Rändern, endgültig japanische Verhältnisse herrschen - eine explosive Mischung aus Deflation und Stagnation.

Verpuffte Zinssenkung

Die Leitzinsentscheidung soll den krisengeschüttelten Ländern Südeuropas etwas Luft verschaffen, um überfällige Strukturreformen umzusetzen. Ob das gelingt, steht freilich in den Sternen.

Kaum ein Experte glaubt daran, dass der neuerliche Zinsschnitt nennenswerte Auswirkungen auf die Konjunktur haben wird. Die Banken zeigen sich bei der Kreditvergabe zurückhaltend wie nie.

Dadurch verpufft die Zinssenkung. Gleichzeitig kappen die an den Rand des Bankrotts geratenen Staaten ihre Ausgaben. Gleiches gilt für die Verbraucher.

Sicher scheint indes zu sein, dass der Preis für die Niedrigzinspolitik hoch sein wird, weil die Entscheidung der EZB Inflationsängste schürt. Der Anstieg der Immobilienpreise in Deutschlands Städten ist ein untrügliches Zeichen dafür.

Wer sein Geld in vermeintlich sichere Zinsanlagen stecken will, sollte die Angebote der Banken und Sparkassen nutzen. Bis 100.000 Euro sind die Einlagen geschützt.

Renditen von fünf Prozent bei Dividentenaktien

Ein Prozent Zinsen sind zwar mager, aber immer noch mehr als eine Bundesanleihe abwirft. Eine etwas riskantere Alternative sind Industrieanleihen bonitätsstarker Unternehmen. Die werfen schon mal vier bis fünf Prozent Rendite ab.

Besser fährt, wer auf Aktien setzt. Angesichts der mickrigen Zinsen ist es nur eine Frage der Zeit, bis institutionelle Investoren ihr Vermögen von Anleihen auf Aktien umschichten.

Versicherungen, Stiftungen und Pensionsfonds kommen gar nicht umhin, verstärkt wieder auf Dividendenpapiere zu setzen.

Aktuell liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei Euro-Stoxx-Aktien bei eins und bewegt sich damit auf dem Niveau von 2009.

Mit Dividendenaktien international gut aufgestellter Unternehmen lassen sich ohne Weiteres Renditen von fünf Prozent erzielen. Anleger sollten zugreifen, solange die Bewertungen niedrig sind.

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