Pflegekongress

Eingliederung von Migranten braucht Geduld

Wie lassen sich Migranten in den Pflegearbeitsmarkt integrieren? Ein Schwerpunkt beim 14. Gesundheitspflege-Kongress von Springer Pflege.

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HAMBURG. Andere Kulturen stellen das deutsche Gesundheitssystem vor vielfältige Herausforderungen. Einen Einblick, welche Modelle Krankenhäusern bei der Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt helfen könnten, gab der 14. Gesundheitspflege-Kongress von Springer Pflege in Hamburg.

Dabei wurde beim Kongress auch über die Grenzen geschaut. In Großbritannien zum Beispiel setzt der National Health Service (NHS) auf "Preceptorship". Bei diesem Modell haben eine einzugliedernde und eine erfahrene Pflegekraft gemeinsam Dienst.

Die erfahrene Kraft berücksichtigt, welche Kompetenzen beim Neuling vorhanden sind und welche erweitert werden müssen. Die Tandemlösung soll Unsicherheiten abbauen, Fehler vermeiden, eine mögliche Überforderung verhindern, aber auch langfristige Perspektiven eröffnen.

Das ursprünglich für frisch examinierte Pflegekräfte entwickelte Modell wird im NHS auch für Migranten eingesetzt, berichtete Dr. Sünje Prühlen aus dem Hamburger Albertinen. Die Erfahrungen in Großbritannien seien unterschiedlich, eine Erfolgsgarantie gebe es nicht.

Als beste Zeitdauer, über die eine Preceptorship-Einheit laufen sollte, haben sich neun Monate herausgestellt. Hilfreich sind ein motivierter Preceptor, ein bestehendes Netzwerk, auf das dieser zurückgreifen kann, ein ganzheitliches Konzept und eine persönliche Bindung im Tandem. "Dann könnte es auch ein Modell für Deutschland sein", sagte Prühlen.

Geduld gefragt

Die im Hamburg vorgetragenen Modelle zeigten auch, dass Geduld gefragt ist – denn Blaupausen sind angesichts sehr individueller Hintergründe bei Migranten schwer herzustellen. Auch bleiben die Teilnehmerzahlen an den teils aufwändigen Programmen für Flüchtlinge überschaubar.

Eine Anpassungsqualifizierung für Flüchtlinge am Hamburger UKE etwa hat für eine vierjährige Projektdauer eine Zielzahl von 150 Teilnehmern: Pflegekräfte, Physiotherapeuten oder Hebammen, die über einen internationalen Abschluss in ihrem Beruf verfügen.

Sie werden am UKE von einem Spezialisten für interkulturelle Pädagogik betreut und sollen am Ende von den Behörden die Gleichwertigkeit bescheinigt bekommen. Bis dahin haben sie Praktikantenstatus und werden engmaschig betreut.

Ressourcen der Flüchtlinge nutzen

Doris Thömen-Suhr aus dem UKE ist optimistisch, dass sich der hohe Betreuungsaufwand auszahlt. "Diese Menschen erleben einen großen Bruch in ihrer Berufsidentität. Sie kommen mit Abschlüssen und zum Teil tiefen Kenntnissen und bekommen dann wegen fehlender Sprachkenntnisse bei uns das Gefühl, sie könnten nichts mehr", gab sie zu bedenken. Die Anpassungsqualifizierung ziele darauf ab, diese Ressourcen wieder nutzbar zu machen.

Neben der Sprache ist der ungeklärte Aufenthaltsstatus bei der Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt meist das größte Hindernis in den Kliniken, lautet die Erfahrung von Anja Modereger von der Akademie am Uniklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Dort gibt es Starterpakete, berufsbezogene Einarbeitungskonzepte und ebenfalls Tandemlösungen zur Integration. Geplant ist auch, Patenschaften mit deutschen Mitarbeitern zu vermitteln. (di)

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