Fehlverhalten
Falschabrechnung: KKH meldet halbe Million Euro Schaden
768 Verdachtsfälle wurden der Prüfgruppe Abrechnungsmanipulation im vergangenen Jahr bundesweit gemeldet. Spitzenreiter sind die Pflegedienste.
Veröffentlicht:Hannover. Der Kranken- und Pflegeversicherung der KKH ist durch Falschabrechnungen allein in 2020 ein Schaden von einer halben Million Euro entstanden. Den größten Schaden verursachten Apotheker, gefolgt von ambulanten Pflegediensten, teilt die KKH mit.
768 Verdachtsfälle wurden der Prüfgruppe Abrechnungsmanipulation der KKH bundesweit gemeldet und damit 61 Prozent mehr als 2019. Spitzenreiterinnen im Betrugs-Ranking: die Pflegedienste mit 391 Fällen, gefolgt von Pflegeheimen mit 194 Fällen. „Damit entfallen drei Viertel aller Hinweise in 2020 auf Pflegeleistungen“, so die KKH. Die Kasse ermittelt in 768 neuen Verdachtsfällen. In 23 Fällen erstattete die KKH Strafanzeige.
Da wurden Arzneimittel gepanscht, Höchstsätze für unqualifiziertes Personal abgerechnet, Rezepte für Physio- und Ergotherapie gefälscht oder Leistungen abgerechnet, die nur auf dem Papier existierten. „Der Pflegebereich ist besonders anfällig für Straftaten“, sagt KKH-Chefermittlerin Dina Michels. „Hier wirken sich die jährlichen Abrechnungsprüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung aus.“ So rechnete ein Pflegedienst das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen ab, obwohl dies täglich schon von Angehörigen erledigt wurde. Die Leistungsnachweise für die Abrechnung mit den Krankenkassen wurden von den Pflegebedürftigen oder deren Angehörigen dennoch unterschrieben. Als Gegenleistung ließ der Pflegedienst die Wohnungen der Pflegebedürftigen von eigenem Personal reinigen.
Aufmerksam werden die Krankenkassen auf Falschabrechnungen durch Hinweise. Die meisten gingen bei der KKH im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen ein (179), gefolgt von Bayern (121) und Sachsen-Anhalt (101). Zu den Hinweisgebern zählen neben dem Medizinischen Dienst (MDK) Polizei und Staatsanwaltschaften, andere Krankenkassen, Medien und Versicherte. „Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus“, so Michels. (cben)