Mitarbeiter-Prävention

Fitnesscoach Arzt

Die Gesunderhaltung von Belegschaften bietet für niedergelassene Vertragsärzte neue Chancen. Wie die Entwicklung bei einer großen Fitnessstudiokette zeigt, fragen Firmen immer mehr Angebote nach. Hier können Ärzte aktiv Kooperationen mit Studios anbahnen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Arbeiten an der Fitness: Moderne Technik macht es möglich, dass die Vitaldaten während des Trainings direkt in eine Gesundheitsakte eingespielt werden, auf die Praxen zugreifen können.

Arbeiten an der Fitness: Moderne Technik macht es möglich, dass die Vitaldaten während des Trainings direkt in eine Gesundheitsakte eingespielt werden, auf die Praxen zugreifen können.

© technotr/iStock

FRANKFURT/MAIN. Unternehmen in Deutschland investieren zunehmend in die Gesundheit ihres Personals. So verzeichnet der nach eigenen Angaben stärkste Anbieter von Firmenfitness in Deutschland, Fitness First, rasant wachsende Zahlen in diesem Bereich. 1800 Unternehmen in Deutschland setzten auf das Leistungsportfolio des Anbieters zur Gesundung und Gesunderhaltung ihrer Mitarbeiter.

Für präventionsorientierte niedergelassene Vertragsärzte geht von dieser Bilanz des in Frankfurt ansässigen Fitness- und Gesundheitsdienstleisters, der allein in Deutschland 80 Studios mit über 270.000 Mitgliedern betreibt, eine positive Signalwirkung aus.

Vor allem vor dem Hintergrund, dass gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter nicht nur für die Großkonzerne, sondern auch für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) essenziell für den Geschäftserfolg sind, dürften auch und gerade kleinere Firmen aus der Region Interesse an ärztlich betreuten Fitnessnageboten für ihre Belegschaft haben.

Denn laut einer Burda-Studie verliert die deutsche Volkswirtschaft 225 Milliarden Euro pro Jahr durch kranke Arbeitnehmer.

Denkbar ist es nicht nur für Einzelkämpfer in der Praxis, sondern auch für Arztnetze, gezielt auf Firmen in ihrem Einzugsgebiet zuzugehen und aktiv Angebote zur Firmenfitness zu offerieren.

Um als Arzt die Kooperation mit einem Fitness-Studio anzufangen, empfiehlt der Internist und Praxisberater Dr. Wolfgang Grebe schon seit geraumer Zeit, selbst in das Studio zu gehen. "Auf diese Weise kann man persönlich sehen, wie das Training dort ist."

Wer ein geeignetes Studio gefunden hat, sollte der Geschäftsleitung eine Kooperation anbieten. "Da werden 90 Prozent sagen, etwas Besseres kann uns nicht passieren", so Grebe.

Ärzte schlüpfen in neue Rolle

Das Fitness-Angebot für KMU können vor allem Netze auch unter dem eigenen Dach laufen lassen, indem sie eine entsprechende Einrichtung mit geeigneter Geräteausstattung vorhalten. Das die Idee mit dem netzeigenen Studio Früchte trägt, zeigt ein Blick auf das ostwestfälische Ärztenetz Medizin und Mehr (MuM) in Bünde.

Dort unterhält das Netz mehrere Fitnessstudios, in denen Patienten nach ärztlicher Anweisung unter Aufsicht von Physiotherapeuten ihre individuell zugeschnittenen Übungen verrichten können.

Generell können Niedergelassene mit firmenorientierten Präventionsangeboten so langsam, aber sicher in eine neue Rolle schlüpfen. Als Fitnesscoach können sie bei der aktiven Kooperation mit Fitnessstudios auch gezielt Patienten an einzelne Anbieter verweisen, mit denen sie kooperieren - zum Beispiel, indem sie Vitaldaten ihrer Patienten während des Trainings im Fitnessstudio in die Praxis übertragen bekommen.

Ärztlich tätig sein dürfen Mediziner im Studio allerdings nicht. Als Honorarkräfte können sie im Fitness-Studio nur als Gesundheitsberater arbeiten und sind deshalb nicht an die Gebührenordnung gebunden. "Im Studio können Ärzte die Kunden nicht individuell behandeln. Ein EKG zum Beispiel ist nicht möglich", sagt Justiziar Dr. Dirk Schulenburg von der Ärztekammer Nordrhein.

Wer unsicher ist, ob die Nebentätigkeit im Studio gegen die Berufsordnung verstößt, könne sich an die Kammer wenden. "Unsere Mitarbeiter sehen sich dann die Einrichtung an und schauen, was der Arzt dort macht." Vorträge dürften Mediziner auf jeden Fall halten.

Dass Unternehmen zunehmend bereit sind, ihre Mitarbeiter in Sachen Prävention zu bezuschussen, bezeugt Isabelle Kopa, National Corporate Manager bei Fitness First: "Mittlerweile leistet mehr als die Hälfte der Firmen, mit denen wir pro Monat eine neue Kooperation vereinbaren, einen finanziellen Beitrag für alle Mitarbeiter, die bei uns trainieren wollen."

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