Kassen-Apps auf dem Prüfstand

Häufig fehlen Quellenangaben

Wie vertrauenswürdig sind Gesundheitsinformationen in Apps von Krankenkassen? Das wollte die Initiative Präventionspartner wissen und untersuchte 19 Apps.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Wer per App Gesundheitsinfos sucht, will wissen, wo genau die Infos herkommen. Diesem Anspruch werden Kassen nicht immer gerecht.

Wer per App Gesundheitsinfos sucht, will wissen, wo genau die Infos herkommen. Diesem Anspruch werden Kassen nicht immer gerecht.

© J. Dietl / fotolia.com

HANNOVER. "IKK Muntermacher", "DAK MedMarker" oder "TK Fit-Check"- auch die Krankenkassen haben den Markt für Apps entdeckt.

Nun untersuchte die "Initiative Präventionspartner" 19 Kassen-Applikationen für Smartphones in Hinblick auf Datensicherheit, Transparenz und Qualität der gesundheitsspezifischen Anwendungen. Die Ergebnisse zeigten bei den Kassen-Apps auch Mängel.

So seien zwar alle getesteten Apps offenbar werbefrei, es fehlte aber ein ausdrücklicher Hinweis darauf.

"Bei der großen Mehrzahl der untersuchten Krankenkassen-Apps werden gesundheitsbezogene Empfehlungen oder Aussagen nicht durch Autoren oder Quellen belegt, ihre Aktualität ist aufgrund einer fehlenden Datumsangabe in der Regel nicht überprüfbar", hieß es.

"Auch Angaben zum Datenschutz, zur Werbepolitik und zu Finanzierungsquellen, wie sie häufig im Impressum von Websites mit gesundheitsbezogenen Inhalten zu finden sind, sind in den Apps größtenteils nicht integriert."

Gesundheits-Apps - Orientierungshilfen

Die Nutzer müssten die Möglichkeit haben, sich selber ein Bild davon machen zu können, ob eine APP unabhängig vom Absender vertrauenswürdig ist oder nicht, so Raimund Dehmlow, Web-Experte bei der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN).

"Gut, dass Versicherte ihrer Kasse in der Regel "blind" vertrauen können", gab sich indessen Dr. Ursula Kramer von der Initiative Präventionspartner versöhnlicher. Die Kassen hätten zum Teil sehr positiv auf den Test reagiert.

Man habe die Kassen mit der Prüfung sensibilisieren wollen, aber die Apps nicht in ihren Funktionen beurteilen oder gar ein Ranking herstellen wollen, hieß es.

"Die Krankenkassen gehen von dem Vertrauen ihrer Kunden in die Kasse aus", erklärt Kramer, "wir wollten mit unserem Test betonen, dass die Kassen dieses Vertrauen dann auch mit soliden Standards rechtfertigen sollten."

Sie könnten "mit gutem Beispiel vorangehen und in ihren eigenen Kommunikationsmedien Standards für vertrauensvolle Gesundheitsinformationen berücksichtigen", so Kramer.

"App-Nutzer, die sensibilisiert sind auf diese Standards, lernen sich sicherer zu bewegen auf dem Terrain der Gesundheits-Apps. Dies stärkt mittelfristig die Akzeptanz in gesundheitsbezogene Informationen und Services neuer Medien, die wir dringend brauchen."

"Wir stellen heute die Weichen dafür, die demografischen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen - zum Beispiel durch Orientierungshilfen, die Vertrauen schaffen im Markt der Gesundheits-Apps", so Kramer.

App-Ehrenkodex mit sieben Kriterien

Die Beurteilung hat sich nach den sieben Kriterien des App-Ehrenkodexes gerichtet, die von der "Initiative Präventionspartner" entwickelt wurden.

Im Rahmen der Untersuchungen hatten die Prüfer im September gefragt: Geben die Apps Hinweise auf den Autor und die verwendeten Quellen von gesundheitsbezogenen Informationen? Informieren sie über die Werbepolitik, den Datenschutz und die Finanzierungsquellen?

"Mit den sieben Kriterien ist die Initiative Präventionspartner ganz weit vorne in der Entwicklung, medizinische Webanwendungen auf hohe Standards zu bringen und zu prüfen", so Raimund Dehmlow von der ÄK Niedersachsen.

Getestet wurden die Apps AOK Baby, AOK BW fit & relax, AOK genießen, AOK glutenfreie Rezepte, AXA Gesundheit & Reisen, BIG direkt, Audi BKK Notfallhilfe, Daimler BKK, BKK VBU Hausmittel, DAK Diagnosesuche, DAK MedMerker, IKK Muntermacher, Meine IKK, KKH Vorsorgemanager, mhplus Krankenkasse, TK ICD-10 Diagnoseauskunft, TK Fit-Check, TK Klinikführer, TK vor Ort.

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