Unimedizin vor dem Aus

Halle geht auf die Straße

Das drohende Aus der Unimedizin in Halle hat Tausende auf die Straße gezogen. Mit Transparenten forderten sie den Erhalt des Standorts und die Ausbildung von Allgemeinmedizinern. Der Landesregierung werfen sie Zynismus vor.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:
Plakativer Unmut: Studenten in Halle demonstrieren für den Erhalt der dortigen Universitätsmedizin.

Plakativer Unmut: Studenten in Halle demonstrieren für den Erhalt der dortigen Universitätsmedizin.

© Petra Zieler

HALLE. Mehr als 7000 Studierende, Ärzte, Unimitarbeiter und Hallenser bekundeten am Dienstagnachmittag vor dem Rathaus der Saalestadt Halle ihren Unmut gegen geplante Einsparungen im Hochschulbereich. Konkret geht es um 50 Millionen Euro. Vakant ist in diesem Zusammenhang der Standort der Uniklinik Halle.

Schon nach wenigen Tagen im Amt bläst Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Hartmut Möllring ein starker Wind entgegen. Nach einer Zusammenkunft mit den Hochschulrektoren des Landes musste er am Montag abend eingestehen: "Sicher ist nur eins, dass wir uns uneins sind."

Einen Tag später bei der Demo in Halle versuchte er den Unmut gegen sich abzuwehren, indem er Gesprächsbereitschaft mit den Rektoren, der Ärztekammer, mit Ärzten und Studierenden signalisierte.

Gleichzeitig betonte er, dass es in Sachsen-Anhalt ein Drittel mehr Studierende als Hochschulzugangsberechtigte gibt und erklärte: "Am Ende aller Verhandlungen wird eine Entscheidung stehen. Ich kann heute noch nicht sagen, wie sie aussehen wird."

Die Hallenser waren da konkreter, auch mit ihren Transparenten. Da stand unter anderem mit Blick auf den Ministerpräsidenten des Landes: "Was immer Haseloff treibt, Halle bleibt".

"Wir wollen hier sein"

Und Rektor Professor Udo Sträter mahnte Möllring, seine Chance zu nutzen. "Zeigen Sie, dass Sie unser Minister sind und nicht ein Ministrant, der Millionen abschafft."

"Wer Lebensqualität auf dem Land erhalten will, muss dafür sorgen, dass Allgemeinmediziner ausgebildet werden, die später Patienten in den ländlichen Regionen versorgen. Schon heute", so Professor Michael Gekle, "brauchen wir jährlich 250 neue Ärzte im Land, um den Bedarf zu decken."

Die Unimedizin sei, so der Dekan der Medizinischen Fakultät Halle weiter, ein Garant für die Daseinsvorsorge. "Sie rechnet sich auch, wenn sie sich nicht rechnet, denn Gesundheit ist nicht bezahlbar."

Der Landesregierung, die polemisch die Frage Kitas oder Ausbildung gestellt hatte, warf Gekle Zynismus vor, sicherte dem neuen Wirtschaftsminister aber dennoch eine konstruktive Zusammenarbeit auch bei Fragen um strukturelle Veränderungen zu. Dabei dürfe jedoch weder die Uniklinik in Halle noch die in Magdeburg in Frage gestellt werden.

"Es geht nicht nur um Halle, es geht um die Bildung in ganz Sachsen-Anhalt", sagte auch der Medizinstudent Frederik Winter.

"Wir wollen hier lernen. Wir wollen hier leben. Wir wollen als junge Ärzte unseren Beitrag in einem leistungsstarken Gesundheitssystem leisten. Wir wollen hier sein", gab Winter ein Bekenntnis zu Halle ab.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Elektronische Patientenakte

So steht es um die ePA in den Krankenhäusern

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Elektronische Patientenakte

So steht es um die ePA in den Krankenhäusern

Lesetipps
Dreidimensionale Darstellung einer Röntgenaufnahme der Vorderansicht eines Menschen mit Körperkonturen und farblich hervorgehobenen aufsteigenden Dickdarm.

© Matthieu / stock.adobe.com

Fallbericht

Starker Verdacht auf Kolonkrebs – und das steckte dahinter

Abbildung von Viren

© Artur Plawgo / Getty Images / iStock

ARE in Grafiken

Zahl der Influenza-Infektionen steigt