Niedersachsen

Hausarzt schimpft gegen Impfgegner – und erntet Shitstorm

Ein Mediziner aus dem ostfriesischen Leer hat seinem Ärger über Ungeimpfte im Internet Luft gemacht. Die Mitteilung schlug hohe Wellen, auch die Ärztekammer ermittelt.

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Unterschiedliche Meinungen zu Corona: Ein Hausarzt aus Ostfriesland spürt die hitzige Atmosphäre bei Diskussionen über SARS-CoV-2-Impfungen.

Unterschiedliche Meinungen zu Corona: Ein Hausarzt aus Ostfriesland spürt die hitzige Atmosphäre bei Diskussionen über SARS-CoV-2-Impfungen.

© [M] Berit Kessler / stock.adobe.com | Maske: luna / stock.adobe.com

Leer. Mit überdeutlichen Worten hat Hausarzt Dr. Christoph Seeber aus Leer seinem Ärger über Patienten Luft gemacht, die sich nicht gegen das Corona-Virus impfen lassen wollen. In einem Facebook-Eintrag schimpfte Seeber über „jede Menge Spacken, die es nicht nötig haben, sich impfen zu lassen.“ Er spricht vom „Terror der Ungeimpften“ und ruft dazu auf, Ungeimpfte höherem sozialem Druck auszusetzen. Zudem hätten die Geimpften nicht deutlich genug gemacht, „dass wir sie als Ungeimpfte nicht akzeptieren mögen“, heißt es in dem Facebook-Eintrag.

Das Posting schlug offenbar hohe Wellen. Seeber wurde von einem Shitstorm im Netz überrollt. Aber er fand auch Unterstützer – zum Beispiel in dem Chefredakteur der Ostfriesen-Zeitung, Joachim Braun. Seeber sei im Netz mit dem Nazi-Arzt Mengele verglichen worden, allein 360 Kommentare fanden sich als Reaktion auf die Äußerung des Hausarztes, schrieb Braun in seinem Blatt.

Unterstützung durch die Lokalzeitung

„Mich schockt diese Härte und Unversöhnlichkeit“, so Braun. „Wie sollen wir diese gesellschaftliche Spaltung aufheben, wenn die Pandemie dereinst überstanden ist?“ Auch sein Kommentar rief deutliche Reaktionen hervor. Eine Leserin habe aus Verärgerung über Brauns Text ihr Abonnement der „OZ“ gekündigt.

Der Vorgang wird derzeit auch bei der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) bearbeitet. „Eine Auskunft über laufende berufsrechtliche Ermittlungsverfahren kann jedoch nicht erfolgen“, so die Kammer.

Hausarzt Seeber hat bereits vor zwei Jahren von sich reden gemacht, als er einer Mutter Praxisverbot erteilte, weil sie ihr Kind im Rahmen der U-Untersuchungen nicht impfen lassen wollte. Den umstrittenen Facebook-Eintrag hat Seeber inzwischen gelöscht. Er selbst wolle sich nicht mehr zur Sache äußern, sagte er der „Ärzte Zeitung“. (cben)

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