Heel will Brücke von Homöopathie zur Schulmedizin schlagen

Die Homöopathie sollen einen gleichberechtigten Platz neben der Schulmedizin bekommen - das ist das Ziel des Herstellers Heel.

Von Inge Mannsbart Veröffentlicht:
Heel will sich als Vorreiter einer integrativen Medizin präsentieren.

Heel will sich als Vorreiter einer integrativen Medizin präsentieren.

© Heel / J. Meyer

NEU-ISENBURG. Homöopathie ist nicht nur eine Sache der Erfahrung, die Effekte lassen sich auch wissenschaftlich belegen.

Mit einer klaren wissenschaftlichen Ausrichtung will sich der Homöopathika-Hersteller Biologische Heilmittel Heel GmbH von anderen Anbietern der Branche in Zukunft noch stärker abheben.

Das hat Dr. Bernd Seilheimer, Leiter der Bioregulatorischen Forschung des Unternehmens bei einem Redaktionsgespräch mit der "Ärzte Zeitung" gesagt.

Evidenzbasierter Ansatz

Mit seinem betont evidenzbasierten Ansatz will Heel nun verstärkt als Vorreiter einer integrativen Medizin an die Öffentlichkeit gehen. Das in Baden-Baden ansässige Unternehmen hat eine klare Vision: Es will eine Brücke zwischen konventioneller Medizin und Homöopathie schlagen.

Dass Homöopathie wirkt, davon gibt sich Seilheimer, der biografisch vonseiten der Schulmedizin kommt, überzeugt. Vor seiner Zeit bei Heel war er als Experte für das Zentrale Nervensystem (ZNS) und Alzheimer bei Roche tätig und leitete die ZNS-Forschung bei Schering, wo er später Head of Global R&D Risk Management wurde.

Bei Heel verantwortet Seilheimer die Erweiterung der präklinischen Erkenntnisgrundlagen in Bezug auf das Produktportfolio.

Über 60 Forschungsprojekte

Mit seinem Zukunftsziel vor Augen, nämlich der Homöopathie einen gleichberechtigten Platz neben der Schulmedizin zu verschaffen, will Heel seine Forschung nun noch stärker vorantreiben.

Jedes Jahr fließt bereits ein Betrag im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich in die medizinisch-wissenschaftliche Forschung, und es besteht eine Kooperation mit internationalen Experten, Instituten und Hochschulen in über 60 Forschungsprojekten.

Die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel sei in präklinischen und klinischen Studien wie auch in Reviews nach anerkannten wissenschaftlichen Standards nachgewiesen. Mit entsprechenden Daten will Heel auch verstärkt auf Veranstaltungen der Schulmedizin auftreten, so als Nächstes am 8. Juni beim Kongress der European League Against Rheumatism (EULAR) in Berlin.

In Kürze will Heel die Ergebnisse einer groß angelegten randomisierten kontrollierten Multizenter-Studie präsentieren, in der das Komplexmittel Traumeel® S (Salbe und Gel) im Vergleich zu Diclofenac bei verstauchtem Knöchel in der Sportmedizin geprüft wurde. Die Ergebnisse würden auch Skeptiker überzeugen, meinte Seilheimer.

Kaum Forschungsgelder für Homöopathie

Anders als die schulmedizinische Richtung werde Homöopathie vom Bundesforschungsministerium kaum mit Forschungsgeldern unterstützt, gab er zu bedenken.

Auch sei es in diesem Bereich nicht möglich, Moleküle patentieren zu lassen. Es gebe auch keine Scientific Community, die hinter der Naturmedizin stehe.

Dabei erwiesen sich niedrig dosierte Multitarget-Medikamente schon heute als effektive und nebenwirkungsarme Alternativen zu Präparaten, die nach singulären Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen konzipiert wurden, proklamiert Heel.

Ein Team von 50 Spezialisten arbeitet daran, die wissenschaftliche Basis der unternehmenseigenen Produkte und der Bioregulatorischen Medizin als solcher zu erweitern.

Nach diesem therapeutischen Konzept aktivieren die homöopathischen Arzneimittel des Unternehmens die inhärenten Stoffwechselprozesse des Körpers auf eine natürliche Weise und unterstützen den Organismus darin, wieder in sein biologisches Gleichgewicht zu kommen.

Das Prinzip ist dabei nach Ansicht von Heel das gleiche wie bei biologischen Botenstoffen: Niedrige Dosen verschiedener Wirkstoffe führen zu der erwünschten Reaktion, indem sie an mehreren verschiedenen Zielmolekülen ansetzen.

1300 Menschen arbeiten bei Heel

Die 1936 gegründete Heel ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für homöopathisch hergestellte Kombinationspräparate. 90 Prozent der Produkte werden in Deutschland hergestellt.

Zu den Hauptprodukten gehören Traumeel® bei Verletzungen des Muskel-Skelett-Systems mit einem Umsatz von über 50 Millionen Euro weltweit, Euphorbium comp Nasentropfen bei Rhinitis, Neurexan® zur Beruhigung und Vertigoheel®gegen Schwindel.

Heel ist Kooperationspartner der Techniker Krankenkasse. Sie erstattet ihren Versicherten Arzneimittel der Therapierichtungen Homöopathie, Phytotherapie und Anthroposophie als Satzungsleistung bis 100 Euro pro Jahr.

2010 setzte Heel mit insgesamt 1300 Mitarbeitern 184 Millionen Euro um, davon 70 Prozent außerhalb Deutschlands. In Deutschland beschäftigt Heel 800 Mitarbeiter.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Geschäftsjahr 2023

Asklepios steigert Umsatz und Gewinn

Ausblick

Pharmaindustrie erwartet wieder Wachstum

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen