Kliniken in Nordost

Hybride gesucht

Fast ein Wunder: In Mecklenburg-Vorpommern herrscht weitgehender Konsens, wie sich die Krankenhauslandschaft entwickeln muss.

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SCHWERIN. Gleiche Zahl an Standorten, aber deutlich verändertes Leistungsprofil - so wird sich die Kliniklandschaft im Nordosten nach Ansicht von Experten in den kommenden Jahren verändern. Zwischen Kliniken, Kassen, Wissenschaft und Politik besteht darüber Konsens - zumindest in Mecklenburg-Vorpommern.

Dies wurde auf einem Forum der AOK Nordost in Schwerin zur Zukunft der Kliniken deutlich.

"Es kann nicht darum gehen, die Kapazitäten massiv zu reduzieren. Das heißt aber nicht, dass jede Abteilung an jedem Standort erhalten bleiben muss", betonte Frank Ahrend, Geschäftsführer der AOK-Landesdirektion Mecklenburg-Vorpommern.

Dr. Anke-Britt Möhr, Geschäftsführerin stationäre Versorgung bei der AOK Nordost, erwartet an einigen Standorten "Versorgungshybride", die sich im stationären Bereich auf die Grundversorgung konzentrieren und ergänzend dazu ambulante und pflegerische Leistungen vorhalten.

"Die Spezialisierung im stationären Bereich wird stärker gebündelt", steht für Möhr fest. Begründung: Vielen kleineren Kliniken werden ab 2030 die Fälle für die Spezialeingriffe, aber auch das ärztliche Personal fehlen.

Rotierende Besetzung als Option

Die gleiche Entwicklung erwartet Professor Thomas Mansky. Der Leiter des Fachbereichs Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen an der TU Berlin kann sich vorstellen, dass fachärztliche Stellen in kleineren Krankenhäusern künftig nur noch rotierend besetzt sein werden.

Fachärzte werden sich nach seiner Einschätzung kaum dazu entschließen, in kleinen Häusern mit geringen Fallzahlen zu arbeiten - für diese Häuser sieht der Internist kaum Überlebenschancen, wenn sie sich nicht auf die Grundversorgung konzentrieren.

Den Aufbau weiterer hochwertiger Medizintechnik hält er für medizinisch nicht erforderlich und für wirtschaftlich unsinnig. Durch einen Umbau der Strukturen kann das Gesundheitswesen nach seiner Einschätzung noch Effizienzreserven heben.

Auch von Seiten der Kliniken und des Ministeriums gab es zu dieser skizzierten Entwicklung keine Gegenreaktion. Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern (KGMV), Wolfgang Gagzow, sieht die Kliniken "gut beraten, diesen Prozess zu begleiten".

Auch er rechnet mit anders zugeschnittenen Versorgungsprofilen in den kommenden Jahren.

Kleine Häuser sind Versorgungsanker

Schwerins Gesundheits-Staatssekretär Nikolaus Voss prophezeite: "Einige Spezialabteilungen werden wir im Jahr 2030 nicht mehr haben, dafür aber eine bessere Verzahnung. Wir brauchen die kleinen Häuser als Versorgungsanker", sagte Voss.

Im Nordosten gibt es 37 Krankenhäuser, von denen rund ein Viertel nicht einmal 100 Betten vorhalten.

Anders als für Mecklenburg-Vorpommern erwarten die Experten bundesweit nicht nur veränderte Leistungsprofile, sondern auch Standortschließungen. Möhr verwies in diesem Zusammenhang auf eine hohe Klinikdichte etwa in Nordrhein-Westfalen. (di)

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