Projekt von Charité und BMW

Neue Studie: Wie ein Auto einen Schlaganfall erkennen soll

Ständigen Gesundheitschecks während der Autofahrt unterziehen sich Probanden einer Studie von Charitè und BMW. Ziel ist, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.

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Ein mit einem speziellen leitfähigen Leder bezogenes Lenkrad ist in einem sensorischen Studienfahrzeug verbaut. Das Fahrzeug soll mithilfe von Sensorik unter anderem die Vitalparameter des Fahrers erfassen.

Ein mit einem speziellen leitfähigen Leder bezogenes Lenkrad ist in einem sensorischen Studienfahrzeug verbaut. Das Fahrzeug soll mithilfe von Sensorik unter anderem die Vitalparameter des Fahrers erfassen.

© Jörg Carstensen/dpa

Berlin. Ein Auto, das das Risiko für einen Herzinfarkt erkennt oder einen Schlaganfall frühzeitig voraussagt? Das versprechen sich Experten der Berliner Universitätsmediziner Charité und des Automobilherstellers BMW von einem neuen Forschungsprojekt, das vergangene Woche gestartet ist.

Im Zentrum steht ein spezieller Testwagen, der während der Fahrt zahlreiche Gesundheitschecks durchführen können soll und bei einer Pressekonferenz an der Berliner Charité vorgestellt wurde.

Eine Kamera unter dem Rückspiegel misst Puls, Blutdruck und Atemrate, ein Sensor am Gurt nimmt die Herztöne auf, ein in das Lenkrad integriertes Elektrokardiogramm (EKG) misst die elektronischen Signale des Herzens. Das Auto soll sowohl in einem akuten Notfall reagieren können als auch frühzeitig warnen. Künstliche Intelligenz hilft dabei.

Auto soll Notfälle erkennen, bevor sie eintreffen

Schon heute können Autos erkennen, ob ein Fahrer einschläft oder das Bewusstsein verliert. Kameras registrieren die Bewegung der Augenlider, das Lenkrad erkennt, wenn es keinen Kontakt mit den Händen gibt. Der Wagen gibt dann Warnsignale an den Fahrer ab.

In neuen Fahrzeugtypen ist eine Fahrerzustandsüberwachung sogar verpflichtend, sagte Kirstin Zeidler, Leiterin der Unfallforschung der Versicherer im GDV, der Deutschen Presse-Agentur. „Ab 2026 muss jedes neu verkaufte Fahrzeug damit ausgestattet sein.“ Das Auto im Projekt von Charité und BMW soll aber nicht nur deutlich mehr Messungen durchführen können, sondern auch viel früher ansetzen.

Automatische Info an den Arzt?

„Unser Ziel wäre, dass das Auto im Unfall nicht mehr reagieren muss, weil wir den kritischen Fall so weit im Vorfeld erkennen, dass es gar nicht dazu kommt“, sagte Matthias Franz, Projektleiter für Automotive Health bei BMW. Alexander Meyer, Professor für Künstliche Intelligenz in der Medizin an der Charité erklärte, dass bei einem Herzinfarkt bestimmte Symptome vorausgehen könnten. Zum Teil fielen die aber gar nicht oder nicht rechtzeitig auf.

Hier setze das Auto an. „Die Sensoren haben das Potenzial eine fortschreitende Erkrankung zu verhindern.“ Denkbar sei zum Beispiel, dass im Falle von Auffälligkeiten ein Arzt informiert werde.

Probanden sind über 50 Jahre alt

An der Studie nehmen insgesamt 120 Probandinnen und Probanden ab einem Alter von 50 Jahren an. Ein Teil davon ist gesund, ein anderer Teil hat verschiedenen Krankheiten, darunter Teilnehmer mit leichter Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen. Vergangene Woche ging es mit den ersten Versuchen los.

Nach Angaben von Zeidler stehen in Deutschland etwa ein Prozent der PKW-Unfälle im Zusammenhang mit gesundheitlichen Problemen. „Der Anteil bei den tödlichen Unfällen liegt bei etwa vier Prozent“, sagte sie.

Die Daten beruhen auf der GDV-Unfalldatenbank der Versicherer. Dort werden seit rund 18 Jahren tiefergehende Informationen zu schweren Kfz-Haftpflicht-Unfällen mit Verletzten und Getöteten in Deutschland gesammelt.

Ergebnisse werden Ende 2025 erwartet

Die Studie befindet sich noch in einer sehr frühen Phase. Erste Ergebnisse werden Ende des Jahres erwartet. Langfristiges Ziel soll sein, eine Reaktionskette einzubauen, die in einem akuten Notfall nicht nur eine Notbremsung einlegt, sondern auch die Rettungskräfte alarmiert und die gemessenen Gesundheitsdaten gleich mitsendet. In der Testphase werden die Daten in einem Hochleistungsrechner innerhalb des Autos gesammelt und an die Charité geschickt. Zu den Kosten äußerten sich die Beteiligten nicht. (dpa)

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