Im 125. Jahr nochmal besser als der Markt

Nach Jahren steten Wachstums zwingt generischer Wettbewerb in den USA Boehringer Ingelheim, jetzt eine Pause einzulegen. Trotzdem sollen die hohen Forschungsausgaben gehalten und keine Stellen abgebaut werden.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:

Im 125. Jahr seines Bestehens konnte das Familienunternehmen Boehringer Ingelheim zum zehnten Mal in Folge oberhalb der durchschnittlichen Zuwachsrate im Weltpharmamarkt zulegen, um zehn Prozent auf 12,7 Milliarden Euro. Auch nach Abzug der Währungseffekte von rund drei Prozentpunkten liege man noch deutlich über dem Markt, sagte Dr. Andreas Barner, Sprecher der Boehringer-Unternehmensleitung, bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen 2009 am Dienstag in Ingelheim.

An den hohen Aufwendungen für die Forschung will Boehringer Ingelheim auch in schwierigeren Zeiten nicht rütteln. © Boehringer

An den hohen Aufwendungen für die Forschung will Boehringer Ingelheim auch in schwierigeren Zeiten nicht rütteln. © Boehringer

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Nach der langen Phase steten Wachstums müsse der Konzern dieses Jahr jedoch eine Pause einlegen, so Barner. Als Grund nannte er den zunehmenden generischen Wettbewerb in den USA für das BPH-Mittel Flomax® (Tamsulosin), das Parkinsonpräparat Sifrol® (Pramipexol) und das Schmerzmittel Catapresan® (Clonidin). Zwar würden Neueinführungen die Umsatzverluste ausgleichen, so Barner. Dennoch erwarte man, erlösseitig bestenfalls auf Vorjahresniveau abzuschneiden.

Da die seit geraumer Zeit mit über 20 Prozent des Konzernumsatz recht hohe Forschungsquote auch in schwierigeren Zeiten gehalten werden soll, sei mit einem Gewinnrückgang zu rechnen. Barner: "Wir nehmen bewusst in Kauf, dass unser Betriebsergebniss 2010 belastet sein wird." Auch Stellenabbau wolle man vermeiden, versicherte Barner. Mitarbeiter aus dem Verkauf der jetzt patentfrei gewordenen Produkte würden auf neue Produkte umgeschult. Das betreffe etwa 1800 Beschäftigte.

Voriges Jahr nahm der Betriebsgewinn (EBIT) noch um 13 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu. Nach Steuern verdiente das Unternehmen mit knapp 1,8 Milliarden Euro 24 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Pharmasparte (verschreibungspflichtige Arzneimittel) setzte rund zehn Milliarden Euro um (plus sieben Prozent). Mit OTC-Medikamenten wurden 1,3 Milliarden Euro erlöst (+2,7 Prozent) und mit Veterinärprodukten 610 Millionen Euro (+30 Prozent). Der starke Zuwachs der Vet-Sparte beruht hauptsächlich auf der Übernahme großer Teile von Pfizers Linie Fort Dodge.

Hoffnungsträger vor der Zulassung

Für Ende 2010, Anfang 2011 avisiert Boehringer Ingelheim die Einführung des Gerinnungshemmers Pradaxa® (Dabigatran) gegen Vorhofflimmern. Aktuelle Studiendaten deuteten darauf hin, so Sprecher Dr. Andreas Barner, dass der zur Prävention venöser thromboembolischer Ereignisse nach Op bereits zugelassene Wirkstoff "die Therapie für Patienten mit Vorhofflimmern möglicherweise revolutionieren wird".

"Statistisch signifikante Wirksamkeit bei guter Verträglichkeit" habe auch die Phase III für Girosa® (Flibanserin) ergeben. Wann die Zulassung dieses Mittels zur Behandlung von vermindertem sexuellem Verlangen der Frau eingereicht wird, steht noch nicht fest. Vielversprechende Phase-III-Resultate werden zudem für zwei Onkologie-Projekte sowie das orale Antidiabetikum Linagliptin (Ondero®) gemeldet.

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