Anlagen-Kolumne
Immer auf die Inflation achten
Indien, Indonesien, Mexiko – Namen die als Beispiel stehen für aufstrebende Schwellenländer, deren Wirtschaftsleistung seit 2012 um bis zu acht Prozent pro Jahr gewachsen ist. Derartige Zahlen ziehen Bankberater gerne heran, um Anlegern Investitionen in Staatsanleihen der Emerging Markets schmackhaft zu machen. Garniert mit dem Hinweis, dass solche Schwellenländeranleihen jährliche Zinsrenditen von vier, fünf und mehr Prozent abwerfen.
Doch um ihre Wirtschaft anzukurbeln, setzen aufstrebende Staaten auf Inflation. Die Teuerung treibt die Löhne der Beschäftigten und die Gewinne der Unternehmen. Dadurch können Konsumenten und Firmen Darlehen von Jahr zu Jahr leichter zurückzahlen, weil die einmal festgelegten Zinsen von Krediten nicht weiter steigen. So hat auch Westdeutschland das Wirtschaftswunder hingelegt: 1951 betrug die Inflationsrate in der Bundesrepublik 7,6 Prozent.
Die Kehrseite: Eine hohe Teuerung drückt kontinuierlich den Wert der Währung des Landes gegenüber denen von Staaten mit niedriger Inflation. Das hilft dem Export, reduziert aber die Gewinne ausländischer Anleger, die in Staatsanleihen dieses Landes investieren. Der argentinische Peso, ein Extrembeispiel, hat seit 2009 unglaubliche 91,35 Prozent gegen den Euro verloren. Obwohl damalige Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit bei sieben Prozent rentierten, hätten Anleger einen Verlust von über 20 Prozent gemacht.
Anders sieht dies bei Indien aus. Zwar ist die Rupie seit November 2016 um 8,53 Prozent gegen den Euro gesunken. Dreijährige indische Anleihen werfen jedoch pro Jahr Zinsrenditen von 6,1 Prozent ab. Unter dem Strich wäre hier in den vergangenen drei Jahren ein Gewinn von 9,77 Prozent geblieben. Fazit: Anleger sollten bei Schwellenländeranleihen nicht nur auf die Zinsrendite, sondern immer auch die Inflationsrate des jeweiligen Landes achten.