Selbstständigkeit

Junge Ärzte wollen sanften Einstieg

Niederlassung als Chance? Viele sind eher negativ gestimmt, dabei bietet die Selbstständigkeit gute Entfaltungsmöglichkeiten, berichtet der Berater Sascha Ewald.

Von Marco Hübner Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Fällt die Entscheidung zugunsten der Freiberuflichkeit und damit für eine eigene Niederlassung, wählen junge Ärzte heute tendenziell einen möglichst sanften Einstieg in die ambulante Tätigkeit: "Viele suchen erst einmal eine Anstellung in einer Arztpraxis.

Ziel ist es, sich beim unternehmerischen Risiko und der Verantwortung flexibel zu halten", berichtet Sascha Ewald im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Der 38-Jährige ist Berater der KV Hessen im Großraum Frankfurt am Main. Seit mehr als sechs Jahren begleitet und unterstützt er Mediziner und Psychotherapeuten bei ihrem Weg in die eigene Praxis oder bei der Abgabe an einen Nachfolger.

Eine pauschale Begründung für diese Entwicklung hat er nicht, doch er sieht Trends. "Nicht wenige kommen mit Ängsten und Vorurteilen ins Beratungsgespräch und sehen gar nicht ihre individuellen Chancen", erklärt der Berater.

Viele hätten etwa Angst, ganz allein arbeiten zu müssen, wirtschaftlichen Risiken ausgeliefert zu sein, sich hoch verschulden zu müssen und keine Zeit mehr für Familie und Freizeit aufbringen zu können.

"Die Ängste entstehen oft durch Informationen während des Studiums und werden nicht durch konkrete positive Erfahrungen entkräftet", betont Ewald. In der Realität relativiere sich der Eindruck dann, denn "nach sachlicher Auseinandersetzung mit dem Thema fällt die Entscheidung meist doch für die eigene Praxis, weil die Niederlassung doch mehr Freiräume für die Familie bietet als etwa die Klinikanstellung."

"Niederlassungsfahrplan" zeigt den Weg

Ein Einstieg erfolge Schritt für Schritt nach einem sogenannten "Niederlassungsfahrplan", den Arzt und Berater gemeinsam erstellen. Darin gehe es gerade darum, persönliche Faktoren, etwa die Familiensituation, mit einzubeziehen. Geklärt werden dem Berater der KV zufolge unter anderem Praxisstandort, Finanzierung und andere Rahmenbedingungen.

"60 Stunden pro Woche, das wollen oder können viele nicht mehr leisten", so Ewald. Das liege unter anderem auch daran, dass sich Beziehungsmodelle änderten.

Ein großer Teil der Nachwuchsmediziner sei heute weiblich, deren Partner würden häufig ebenso in Vollzeit in anderen Berufen arbeiten und könnten ihnen nur selten den Rücken freihalten, wie in alten Zeiten etwa eine Arztehefrau, die gleichzeitig mit in der Praxis half.

Allen Unkenrufen zum Trotz bietet die Niederlassung viele Möglichkeiten sich selbst zu verwirklichen, ist Berater Ewald überzeugt. "Abseits der Mindestsprechzeiten für Kassenpatienten kann jeder über die Auslegung seiner Tätigkeit und Arbeitszeit frei entscheiden", betont der 38-Jährige.

Risiken gemeinsam abschätzen

Zudem sei es möglich, unternehmerische Risiken in der Beratung individuell abzuschätzen und sie so beherrschbar zu gestalten.

"Wer eine funktionierende Praxis übernimmt, in der ein eingespieltes Team aus MFA arbeitet, kommt ja schon mal in eine laufende Struktur, die einiges an Stabilität bietet", sagt Ewald. So sei es beispielsweise möglich, langsam in die Rolle des Unternehmers hineinzuwachsen.

Geht es nach Ewald, dann sollten Nachwuchsmediziner frühestmöglich in ihrer Ausbildung mit dem Thema der eigenen Niederlassung konfrontiert werden.

Ziel müsse sein, jedem vor Ausbildungsende eine konkrete Vorstellung von seinen Möglichkeiten der Selbstständigkeit zu verschaffen und nicht nur den Fokus auf die Verpflichtungen und Risiken, die damit einhergehen.

Das schaffe eine bessere Basis für die zukünftige ambulante Versorgung, ist der Berater überzeugt, der die KV als Lotse für Niederlassungswillige oder angestellte Ärzte in einer Praxis versteht. Erste hilfreiche Informationen, die für eine junge Zielgruppe aufbereitet seien, gebe es unter anderem auf den Portalen www.arztinhessen.de oder www.lass-dich-nieder.de der KBV.

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