Sachsen-Anhalt

KV-Chef kreidet Minister Nichtstun an

Scharfe Töne gegen den Gesundheitsminister in Sachsen-Anhalt: Der KV-Vorsitzende John wirft ihm vor, seine Aufsichtspflicht nicht wahrgenommen zu haben. Hintergrund ist der seit Monaten schwelende Honorarstreit zwischen Kassen und KV.

Veröffentlicht:

WERNIGERODE. Trübe Honoraraussichten und die Sorge um den Erhalt der medizinischen Fakultät in Halle haben den Auftakt des Hausärztetages Sachsen-Anhalt Ende November in Wernigerode bestimmt.

"Wo war Ihre Aufsichtspflicht, Herr Minister?" Diese Frage musste sich Landesgesundheitsminister Norbert Bischoff (SPD) von Hausarzt Dr. Burkhard John gefallen lassen.

Der Vorwurf des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA): Als Chef der Aufsichtsbehörde habe Bischoff die Klage der Krankenkassen gegen eine angemessene Honorarerhöhung nicht verhindert und so die Sicherstellung der medizinischen Versorgung gefährdet.

"Schon heute kann jede dritte Hausarztpraxis im Land nicht wieder besetzt werden, lange Wartezeiten sind bei Fachärzten symptomatisch."

Anstrengungen, Medizinstudenten für eine Niederlassung in Sachsen-Anhalt zu gewinnen, würden vereitelt. "Das Regelleistungsvolumen für das vierte Quartal ist für jeden Vertragsarzt demotivierend", so John.

Die Honorarkürzungen sind Folge der jüngsten Entscheidung des Landessozialgerichts, das einen Schiedsspruch zur morbiditätsgewichteten Vergütung "kassiert" hat. Der langjährige Hausärztechef Andreas Petri kritisierte, dass Kassen zwar zusätzliches Geld für die Mitgliedschaft in Sportvereinen zahlten, aber bei der ambulanten Versorgung sparen wollten.

Kassen signalisieren Gesprächsbereitschaft

Schützenhilfe erhielten die Hausärzte von der Kardiologin Dr. Simone Heinemann-Meerz. "Wir haben die Bevölkerung mit den meisten Risikofaktoren", sagte die Präsidentin der Landesärztekammer.

Ob bei der Anzahl der übergewichtigen Menschen, der Raucher oder der Todesrate nach Herz-Kreislauferkrankungen überall sei das Land trauriger Spitzenreiter.

"Die überdurchschnittliche Behandlungsbedürftigkeit verlangt eine Stärkung der Ärzteschaft", so die Kammerchefin, die sich zugleich leidenschaftlich für den Erhalt der Unimedizin in Halle einsetzte. Die wohl erhoffte Antwort blieb Norbert Bischoff mit Verweis auf bevorstehende Gespräche schuldig.

Dagegen signalisierten die beiden Vertreter der Kassen beim Hausärztetag, Sachsen-Anhalts AOK-Vorstand Ralf Dralle und Jens Hennicke, Leiter der Techniker Krankenkasse im Land, durchaus Gesprächsbereitschaft.

"Wir vertreten keine Extrempositionen. Das erwarten wir auch von der anderen Seite", sagte Dralle und ergänzte: "Ich bin zu Verhandlungen bereit. Wir sollten sehen, dass wir zu vernünftigen Ergebnissen kommen." Bislang seien Ärzte und Kassen in Sachsen-Anhalt gut ausgekommen. So solle es bleiben. (zie)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren