Urteil

Kein kostenloser Bluttest für Vegetarier

Veröffentlicht:

MAINZ. Krankenkassen dürfen Versicherten mit überwiegend vegetarischer Ernährung keine kostenlosen zusätzlichen Blutuntersuchungen anbieten. Denn Mangelerscheinungen seien bei Vegetariern nicht allgemein üblich, urteilte das Landessozialgericht (LSG) Rheinland-Pfalz in Mainz. Es lehnte damit eine geplante Satzungsleistung der BKK advita ab (38.000 Versicherte)

Unter dem Motto "nachhaltig gesund" will sie sich im Kassenwettbewerb als Kasse mit ökologischer Ausrichtung profilieren.

Versicherten, die sich überwiegend vegetarisch oder vegan ernähren, will sie zusätzliche Blutuntersuchungen anbieten, um einen möglichen Mangel insbesondere an Vitamin B12 frühzeitig zu entdecken. Vegetarische Ernährung sei "nicht nur gut für die Gesundheit, sondern auch für die Umwelt", so die Kasse zur Begründung. Durch die Blutuntersuchungen könnten aber Mangelerscheinungen und dadurch ausgelöste Folgeerkrankungen verhindert werden.

2013 beschloss die BKK eine entsprechende Satzungsänderung. Danach wollte sie bis zu 75 Euro pro Jahr für Blutuntersuchungen und ärztliche Beratung bezahlen. Doch das Bundesversicherungsamt lehnte dies ab. Dagegen klagte die Kasse.

Vor dem LSG Mainz hatte die Klage keinen Erfolg. Grundsätzlich dürften die Krankenkassen zwar zusätzliche Vorsorgeleistungen anbieten. Voraussetzung sei aber, dass diese "bei allen Betroffenen aus konkret-individuellen Gründen notwendig" seien.

Dies sei hier nicht der Fall. Bei vegetarischer beziehungsweise veganer Ernährung sei "nicht allgemein ein Vitamin B12-Mangel mit hierdurch verursachten Erkrankungen zu befürchten", erklärten die Mainzer Richter zur Begründung. (mwo)

LSG Rheinland-Pfalz

Az.: L 5 KR 66/15 KL

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Thomas Fuchs 26.08.201616:36 Uhr

Umständlich

Vitamin B12 kostet doch gar nicht viel. Dann soll die Kasse doch lieber -anstelle Bluttests zu bezahlen- Vit.B12-Lutschbonbons, 100 Stück mit 1000µg für 15 Euro, an Versicherte abgeben, die vorgeben vegetarisch oder vegan zu leben. Eigentlich reichen auch die Veganer.
Da wünsche ich mir zumindest ein wenig mehr PRagmatismus zur Kostensenkung. 38000 Versicherte sind ja auch nicht die Masse.

Wolfgang P. Bayerl 26.08.201612:10 Uhr

da irren die Richter!

Aber in medizinischen Fragen dürfen ja heute alle entscheiden,
nur nicht Ärzte.

Dr. Henning Fischer 26.08.201611:21 Uhr

...Bei vegetarischer beziehungsweise veganer Ernährung sei "nicht allgemein ein Vitamin B12-Mangel mit hierdurch verursachten Erkrankungen zu befürchten...


da habe ich andere Erfahrungen.

Aber:

gibt es dazu Studien? Oder wie kommen die Richter zu dieser Einschätzung?

Thomas Fuchs 26.08.201610:30 Uhr

Umständlich

Vitamin B12 kostet doch gar nicht viel. Dann soll die Kasse doch lieber -anstelle Bluttests zu bezahlen- Vit.B12-Lutschbonbons, 100 Stück mit 1000µg für 15 Euro, an Versicherte abgeben, die vorgeben vegetarisch oder vegan zu leben. Eigentlich reichen auch die Veganer.
Da wünsche ich mir zumindest ein wenig mehr PRagmatismus zur Kostensenkung. 38000 Versicherte sind ja auch nicht die Masse.

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

EEG-Datenauswertung

Reisekrankheit: Die richtige Musik kann helfen

Lesetipps
Profilansicht eines Mannes in das die Anatomie der Nase, nasennebenhöhlen und des Mundes und Rachens eingezeichnet sind.

© svetazi / stock.adobe.com

Dreiarmige Interventionsstudie

Sinus-Operation lohnt sich offenbar bei chronischer Rhinosinusitis

Ein Vorteil der Lebendspende ist, dass man sie schon vor Beginn der Dialyse machen darf.

© picsfive / stock.adobe.com

Interview zu Lebendnierenspenden

Beratungsfall Organspende: Warum Hausärzte hier besonders gefragt sind