Anlagen-Kolumne
Keine Angst vor Notenbanken
Die US-Notenbank lag mit ihren Prognosen zur Zins-Entwicklung häufig falsch. Aktien bleiben deshalb das Mittel der Geldanalage-Wahl.
Veröffentlicht:Entgegen allen vorangegangenen Beteuerungen von US-Notenbankchef Powell spricht die Währungshüterin FED nun doch erstmals über weniger Anleihekäufe und Zinserhöhungen. Die Mitglieder des Notenbank-Gremiums (Open Market Committee) gehen mehrheitlich davon aus, dass die Zinsen bereits 2023 (offizielle Version war bisher 2024) zweimal angehoben werden.
Bei positivem Arbeitsmarktbericht sogar mehr. Die Märkte reagierten zunächst erschrocken – sowohl bei Aktien, als auch bei Anleihen, was selten ist. In den letzten Jahren führten schlechte Wirtschaftsnachrichten oder Notenbank-Maßnahmen zu rückläufigen Aktienkursen bei gleichzeitiger Flucht in Staatsanleihen. Diesmal wurden Staatsanleihen aber ebenfalls abgestoßen.
Es gab also erstmals eine positive Korrelation zwischen Anleihe- und Aktienkursen. Im Vorfeld von Anti-Inflationsmaßnahmen gab es in der Vergangenheit (2007/09) wiederholt solche gleichförmigen Bewegungen von Aktien und Anleihen. Man fragt sich also, was der Richtungsschwenk der Notenbank mittelfristig für die Börsen bedeutet.
Zwei-Jahres-Prognose war falsch
Die US-Notenbank geht gerne mit einem geordneten System vor, weil man die Märkte nicht mit überraschenden Maßnahmen und Intransparenz verschrecken will. Kommender monetärer Gegenwind der FED scheint also vorgezeichnet. Prüft man allerdings die Zinsprognosen der Notenbank in der Vergangenheit und die Folgen, so kann man deren jüngste Aktionen kaum ernst nehmen. Als man vor zehn Jahren zuerst mit entsprechenden Zinsprognosen arbeitete, wurde für 2014 ein kurzfristiger Zins von 0,75 Prozent vorausgesagt.
Die Zwei-Jahres-Prognose war jedoch falsch. Der Zins blieb bei 0,25 Prozent. Für 2020 wurden Zinssätze um drei Prozent vorausgesagt, tatsächlich lagen sie dann aber bei lediglich 0,125 Prozent. Eine sichere Prognosegrundlage für Börsenentscheidungen sind die FED-Zinsschätzungen offensichtlich nicht.
Fazit: Vor monetärer Einschränkung durch die Notenbanken sollte man sich nicht zu sehr fürchten. Die Haupttriebfeder des Aktienmarkts sollte auf absehbare Zeit erhalten bleiben. Substanzstarke Aktien mit Wachstumschancen bleiben daher das Mittel der Wahl für die Geldanlage.
Dr. Jens Ehrhardt, unabhängiger Fondsmanager, erreicht mit seinen Fonds immer wieder Spitzenplätze unter den Vermögensverwaltern