MVZ-Panel

Klinik-MVZ häufiger in den roten Zahlen

Leisten sich viele Kliniken ein MVZ als Patientenmagnet, obgleich es sich unmittelbar nicht rentiert? Oder ist die prekäre Ertragslage vieler Klinik-MVZ strukturell begründet, wie der Bundesverband MVZ insistiert?

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Schulden-Ordner: Jedes dritte MVZ blieb 2016 im Minus.

Schulden-Ordner: Jedes dritte MVZ blieb 2016 im Minus.

© Marco2811 / stock.adobe.com

BERLIN. Die jüngsten Zahlen des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) zur streckenweise angepannten wirtschaftlichen Lage Medizinischer Versorgungszentren kommt für den Branchenverband BMVZ keineswegs überraschend.

"Das entspricht unseren Erwartungen", erklärte im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" BMVZ-Geschäftsführerin Susanne Müller.

Die Frage jedoch, warum rund ein Drittel der MVZ, die an der Erhebung teilgenommen hatten, im Berichtsjahr 2016 mit Verlust arbeiteten – und zwar insbesondere Klinik-MVZ – werde von den nackten Zahlen nicht beantwortet (siehe Grafik zur Gewinn- und Verlustsituation in MZV).

Das Zi hatte am Mittwoch einige vorläufige Ergebnisse seines neuen "MVZ-Panel" veröffentlicht. Vergleichbar dem langjährig etablierten Praxispanel "Zipp" soll damit nun erstmals auch eine Kostenstrukturanalyse einzelner MVZ-Fachgruppen vorgelegt werden.

Die umfassende Auswertung sei "im Sommer dieses Jahres zu erwarten", kündigt das Zi an. Den Auftakt machte das Institut jetzt mit der Meldung, dass nur sechs Prozent der vertragsärztlich geführten Panel-MVZ in der Verlustzone dümpeln, in kommunaler oder Klinikträgerschaft aber 42 Prozent der MVZ rote Zahlen schreiben.

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Aus einem negativen Abschluss, warnt BMVZ-Geschäftsführerin Müller, dürfe jedoch nicht rückgeschlossen werden, dass auf den Versorgungsbeitrag solcher Einrichtungen verzichtet werden könnte oder gar deren Versorgungsqualität mangelhaft wäre.

Zi-Geschäftsführer Dr. Dominik von Stillfried vermutet, Kliniken nähmen MVZ-Verluste billigend in Kauf, wenn nur die Fachgruppenausrichtung ihres MVZ zu derjenigen ihres stationären Kerngeschäfts passt.

Dagegen macht Müller auch strukturelle Überlegungen geltend: Anders als Vertragsarzt-MVZ müssten Kliniken zum MVZ-Aufbau Arztsitze einkaufen und hätten deshalb schon mal höhere Anfangsinvestitionen.

Ein weiterer Grund dafür, dass Vertragsarzt-MVZ gewinnseitig besser dastehen, könnte aber auch in der "Honoraroptimierung mittels MVZ-Entflechtung" zu sehen sein, die man schon seit einigen Jahren beobachte.

Insbesondere große fachübergreifende MVZ würden in kleinere, fachlich aber so zugeschnittene Einheiten aufgeteilt, dass das Risiko gehäufter Patientenkontakte bei verschiedenen Ärzten ein und desselben MVZ sinke.

Dadurch, erklärt Müller, können MVZ dann häufiger auf den Behandlungsfall bezogene Pauschalen abrechnen, statt auf den sogenannten "Kooperationszuschlag" angewiesen zu sein, der entgangene Behandlungsfall-Pauschalen nicht ausgleiche.

Es gebe schon seit Jahren einen spürbaren Trend zur Entflechtung. "Unter derselben Adresse habe ich plötzlich drei MVZ", berichtet Müller. Klinik-MVZ stünden dagegen unter erheblich komplexerer Verwaltung als inhabergeführte MVZ und seien deshalb selten flexibel genug, ihre Strukturen der Honorarverteilung anzupassen.

Höhere Personalkosten

Das MVZ-Panel des Zi

basiert auf einer Online-Befragung, an der sich von Juni bis Dezember 2017 bundesweit 376 Medizinische Versorgungszentren beteiligten.

44 Prozent davon befanden sich in Klinik-Besitz, knapp drei Prozent in kommunaler und 28 Prozent in vertragsärztlicher Trägerschaft. 22 Prozent wurden gemischt geführt, etwa von einer Klinik und Vertragsärzten.

Die Erhebung erfolgt in Kooperation des Zi mit dem Bundesverband Medizinischer Versorgungszentren (BMVZ).

detaillierte Kostenstrukturanalysen für einzelne Fachrichtungen in MVZ will das Zi bis Mitte dieses Jahres vorlegen.

Doch auch hinsichtlich der Personalkosten befänden sich Klinik-MVZ tendenziell im Nachteil. Zu 99 Prozent arbeiteten sie mit angestellten Ärzten, weiß BMVZ-Geschäftsführerin Müller. Anders als vertragsärztliche MVZ-Partner unterlägen angestellte Kollegen aber dem Arbeitszeitgesetz.

Ein zusätzlicher Kostentreiber in Klinik-MVZ sei schließlich der hohe Anteil teilzeitbeschäftigter Ärzte. Seitdem das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz 2007 Krankenhausärzten erlaubt habe, auch ambulant tätig zu sein, werde die Möglichkeit, Stationsärzte "auf Viertel- oder Halbstellen ins MVZ zu schicken, von den Kliniken massiv genutzt", so Müller.

Nicht zuletzt verspreche man sich auch davon eine höhere Patientenbindung an die hinter dem MVZ stehende Klinik.

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