Controlling

Kliniken könnten noch genauer nachrechnen

Fundierte Investitionen fußen auf Kosten- und Erlöstransparenz. Das gilt auch für stationäre Leistungserbringer, etwa wenn es um Outsourcing-Entscheidungen geht. Eine aktuelle Studie belegt, dass hier noch manches im Argen liegt.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:

MÜNSTER/BERLIN. Von ärztlicher Seite wird betriebswirtschaftlicher Druck in Kliniken häufig beklagt. Angesichts der auf weiter Strecke prekären Finanzlage der Krankenhäuser ist professionelles Controlling gleichwohl unverzichtbar. Dass die kaufmännischen Klinikleiter durchaus mit noch spitzerem Stift rechnen könnten, als sie es bisher schon tun, zeigt die "Krankenhaus-Controlling-Studie 2015", ein Gemeinschaftswerk des Deutschen Vereins für Krankenhauscontrolling (DVKC), der Uni Wuppertal und der Münsteraner Unternehmensberatung zeb.

Schwerpunktthema der von Mitte April bis Mitte Juni vorigen Jahres realisierten Erhebung war die Zuordnung von Einnahmen und Kosten, wenn mehrere Klinik-Abteilungen gleichzeitig an der Leistungserbringung beteiligt sind. Frappierendes Resultat: der Anteil der Häuser, der bei unterschiedlichen hausinternen Leistungsbeziehungen keine genaue Verrechnung vornimmt, ist relativ hoch.

Wenn zwei oder mehr Fachabteilungen einen Behandlungsfall bearbeiten, nehmen mehr als ein Viertel der Häuser (37 Prozent) laut Studie keine genaue Umsatz- und Kostenverrechnung vor.

Viele verzichten auf Kosten- und Umsatzverrechnung

Bei der Inanspruchnahme ergänzender medizinischer Leistungen - beispielhaft werden Operationssaal, Labor und Radiologie genannt - sind es immerhin noch 26 Prozent der Häuser, die angeben, Kosten und Erlöse nicht detailliert zuzuordnen.

Bei der Inanspruchnahme tertiärer Dienstleistungen durch eine Fachabteilung beträgt die Quote der Häuser, die die Kosten dafür nicht verrechnen, 29 Prozent, und hinsichtlich der genauen Zuordnung von Verwaltungskosten zu den einzelnen Fachabteilungen geben sich 30 Prozent der Häuser abstinent.

Allerdings betonen die Autoren der Studie, dass innerhalb dieser vier idealtypisch gewählten Fallkonstellationen nicht immer die gleichen Häuser auf Kosten- und Umsatzverrechnung verzichteten. Von den 158 Kliniken, die sich an der Auswertung beteiligten, hätten lediglich 110 Häuser Angaben zur Leistungsverflechtung auf sämtlichen der vier vorgegebenen Ebenen gemacht.

Durchgängig auf allen vier Ebenen verzichteten demnach nur 14 Prozent auf die Leistungszuordnung. "Weitere 37 Prozent verzichteten zwar nicht durchgängig, aber mindestens auf einer Ebene auf eine Verrechnung", heißt es. Im Umkehrschluss verfügen nur 49 Prozent der Häuser, die dazu vollständig Auskunft gaben, "über ein umfängliches System der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung".

Zielvereinbarungen für leitende Klinikärzte

Einen weiteren Fokus der Krankenhaus-Controlling-Studie stellt der politisch umstrittene Einsatz von Zielvereinbarungen für leitende Klinikärzte dar. Rund zwei Drittel der befragten Häuser gaben an, solche Zielvereinbarungen etwa mit Chefärzten zu treffen. Allerdings zeigt sich die Entwicklung, insbesondere was Zielvereinbarungen in Verbindung mit variablen Gehaltsbestandteilen betrifft, gegenüber Vorjahr "leicht rückläufig".

So verringerte sich etwa der Anteil öffentlich geführter Häuser, die eigenen Angaben zufolge solche Zielvereinbarungen nutzen, von 72 Prozent auf 58 Prozent. Auch in privaten Häusern verlieren bonusbewehrte Zielvereinbarungen offenkundig allmählich ihren Reiz: 43 Prozent der befragten Häuser bekannten sich zuletzt dazu - 2014 waren es noch 56 Prozent.

Reziprok nahm die Anzahl der öffentlichen und privaten Kliniken, in denen überhaupt keine Zielvereinbarungen mehr abgeschlossen werden, deutlich zu.

Dagegen erfreuen sich unter freigemeinnnützig geführten Krankenhäusern vergütungsrelevante Zielvereinbarungen eher wachsender Beliebtheit: 47 Prozent bekannten sich 2015 dazu, im Vorjahr taten das 42 Prozent.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

An Embolie und Dissektion denken!

Junge Frauen mit Herzinfarkt: Oft ist es keine Atherosklerose

Kasuistik

Trichodysplasia spinulosa: Die Säure hat geholfen

Lesetipps
Ein Arzt als Comicfigur zeigt mit der rechten Hand den Weg hinaus.

© JPbodyparts / stock.adobe.com

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Ein älterer Mann mit Sauerstoffschlauch.

© Christian Bunge / stock.adobe.com

Geriatrische Syndrome

COPD bei älteren Patienten – darauf sollten Sie achten