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Kliniken kritisieren Privatisierung als gescheitert

Klatsche für die hessische Landesregierung: Maßgebliche Akteure der deutschen Hochschulmedizin sehen im Verkauf der Uniklinik Gießen-Marburg ein Fiasko. Rhön kontert.

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Alte Chirurgie in Gießen: Hochschulen kritisieren die Privatisierung.

Alte Chirurgie in Gießen: Hochschulen kritisieren die Privatisierung.

© Boris Roessler / dpa

BONN. Die Arbeitsgemeinschaft Hochschulmedizin hat die Privatisierung des Uniklinikums Gießen und Marburg vor sieben Jahren als "gescheitert" bezeichnet. Der Betreiber Rhön-Klinikum AG wies die Kritik in einem offenen Brief zurück.

Die maßgeblichen Institutionen der Hochschulmedizin kommen zu einem vernichtenden Urteil über die Privatisierungspolitik der CDU-geführten Landesregierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Roland Koch.

Die Erfahrungen in Gießen-Marburg hätten gezeigt, "dass die von dem privaten Unternehmen geforderten Renditeerwartungen mit den Aufgabenfeldern eines Universitätsklinikums nicht in Einklang zu bringen sind", heißt es in der Erklärung.

Neben der Behandlung schwerstkranker Patienten habe ein Uniklinikum "dienende Aufgaben in Forschung und Lehre". Dies gelte für die Ausbildung von Studierenden ebenso wie für die Weiterbildung junger Ärzte.

Die Rhön-Klinikum AG bezeichnete die Kritik als weder sachlich noch richtig. Sie verkenne außerdem die Leistung der Mitarbeiter. Der Unternehmensvorstand fordert eine "faire Debatte".

Die AG Hochschulmedizin hatte gefordert, die Universitätsmedizin als "Teil der staatlichen Daseinsfürsorge öffentlich-rechtlich" zu organisieren.

In der AG sind neben dem Deutschen Hochschulverband unter anderem die Bundesärztekammer, der Marburger Bund, der Medizinische Fakultätentag und die Bundesvertretung der Medizinstudierenden repräsentiert.

Gescheitert sei auch der Ansatz, nach dem die Investitionen der Rhön-Klinikum AG aus dem laufenden Haushalt des Uniklinikums Gießen und Marburg refinanziert werden sollten. "Hierzu ist das Universitätsklinikum, als einziges Haus der Supramaximalversorgung in Mittelhessen, nicht in der Lage", heißt es in der Erklärung.

Rhön verweits auf steigende Patientenzahlen

Auch die Vereinbarung, die im Januar dieses Jahres nach langen Querelen zwischen dem Land Hessen und der Rhön-Klinikum AG geschlossen wurde, bezeichnet die AG Hochschulmedizin "bestenfalls als Notmaßnahme". Ein langfristiger Lösungsansatz für die Probleme stehe immer noch aus.

In dem offenen Brief bezeichnet Rhön die Vorwürfe als "Form der Polarisierung". Die Vertreter der Arbeitsgemeinschaft seien eingeladen, sich vor Ort ein "objektives Bild" zu machen.

Vorstandschef Dr. Martin F. Siebert kontert mit Zahlen: Jedes Jahr würden zehn Prozent des Betriebsergebnisses vom UKGM, mindestens aber zwei Millionen Euro, für kliniknahe Forschungsprojekte vergeben: "Dies zeigt die grundsätzliche Haltung des Unternehmens und daran wird sich auch nichts ändern."

Von 2006 bis 2012 seien 450 zusätzliche Stellen geschaffen worden. Gestiegen seien in diesem Zeitraum auch die Patientenzahlen. 2006 waren es im stationären Bereich mehr als 80.000 Patienten, 2012 waren es knapp 95.000.

Die Zahlen seien ein "Indiz für die Akzeptanz und Zufriedenheit der Patienten mit der am UKGM angebotenen Spitzenmedizin und Pflege".

Gemeinsam mit Unternehmensberatern, Arbeitnehmern, Klinikdirektoren und Gewerkschaftsvertretern sei zudem 2012 ein Paket geschnürt worden, um das UKGM bis Ende 2014 auf Konsolidierungskurs zu bringen. (fst/ine)

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