Fusion

Kreisklinik für einen Euro

Das Uniklinikum Heidelberg auf Expansionskurs: Die Großklinik hat in weiten Teilen das Kreiskrankenhaus Heppenheim übernommen.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:
Das Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim ist nun eine eigenständige gemeinnützige GmbH des Universitätsklinikums Heidelberg.

Das Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim ist nun eine eigenständige gemeinnützige GmbH des Universitätsklinikums Heidelberg.

© Thomas J. Zelinger

HEIDELBERG. Die Uniklinik Heidelberg verlässt ihren Elfenbeinturm und kooperiert seit Jahren mit Kliniken der Grund- und Regelversorgung im Rhein-Neckar-Raum.

Für die ungleichen Partner - hier Uniklinik mit Maximalversorgung, dort Kreiskrankenhäuser mit dem basismedizinischen Angebot - ist es eine Win-Win-Situation, wie unisono bekundet wird.

Jetzt übernimmt das drittgrößte Uniklinikum in Deutschland 90 Prozent der Geschäftsanteile des Kreiskrankenhauses Bergstraße gGmbh im hessischen Heppenheim. Das Bundeskartellamt hat der Fusion nach zunächst wettbewerblichen Bedenken nun zugestimmt.

50 Millionen Euro für Gebäudesanierung

Die Gründe für die Fusionsstrategie zwischen universitären Großkliniken und den kleineren Häusern liegen auf der Hand: So haben die Kreiskliniken zunehmend mit einer prekären Finanzsituation zu kämpfen.

Auch das Kreiskrankenhaus Bergstraße mit 280 Betten in Heppenheim arbeitete zuletzt hoch defizitär. Das Uniklinikum hat das Haus nun zu einem symbolischen Kaufpreis von einem Euro übernommen. Es ist damit eine eigenständige gGmbh des Uniklinikums Heidelberg.

Für die Gebäudesanierung müssen 50 Millionen und die medizintechnische Ausstattung acht Millionen Euro aufgebracht werden.

Dafür sollen Mittel aus der hessischen Krankenhausfinanzierung beantragt werden , wie die Kaufmännische Direktorin des Uniklinikums, Irmtraud Gürkan erklärt hat.

Fünf Jahre Arbeitsplatzgarantie

Die 600 Mitarbeiter des Kreiskrankenhauses haben eine Arbeitsplatzgarantie für die kommenden fünf Jahre.

Die Uniklinik als Zentrum der maximalen Versorgung mit hochkomplexen Krankheitsfällen habe ein Interesse daran, die Grund- und Regelversorgung nach außen zu verlagern, so die Verwaltungsdirektorin gegenüber der "Ärzte Zeitung".

Umgekehrt profitierten die kleineren Häuser von dem universitären Know-how in der medizinischen Versorgung und Ausbildung.

Eng kooperiert wird auf den Gebieten der Onkologie, Kardiologie und Neurologie. Patienten, die einer maximalen Versorgung bedürfen, werden am Uniklinikum Heidelberg behandelt, die Grund- und Regelversorgung wird in den peripheren Häusern weiter wohnortnah angeboten.

Auch mit den niedergelassenen Ärzten in der Region ist eine enge Zusammenarbeit geplant.

Zu 90 Prozent übernommen

Dieses Konzept wird bei allen inzwischen mehr als zehn Partnerschaften mit kleineren Häusern wie beispielsweise den vier GRN-Kliniken des Rhein-Neckar-Kreises, verfolgt.

Während in den weiterhin selbstständigen Kliniken des Rhein-Neckar-Kreises (GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH) einzelne Abteilungen wie die Chirurgie, die Neurologie und die Kardiologie eng kooperieren, hat die Uni das Heppenheimer Haus zu 90 Prozent übernommen.

Auch betriebswirtschaftlich scheinen sich die Kooperationen zu rechnen. Beide Partner erzielen durch die verbesserte Fallsteuerung einen günstigeren Fall-Mix und folglich auch Case Mix Index.

Für die Verwaltungsdirektorin sind die Kooperationen die richtige Konsequenz auf die limitierten Ressourcen im Gesundheitswesen, denn dadurch könne die gestufte Krankenversorgung optimal umgesetzt werden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Synergie statt Doppelstruktur

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