E-Arztbrief

Live-Test in Düren bestanden

Unter den Argusaugen der NRW-Gesundheitsministerin haben Ärzte in Düren bei einer Live-Demo gezeigt, dass der elektronische Arztbrief bereits funktioniert - im Gegensatz zum E-Rezept. Außerdem zeigte der Test: Der E-Arztbrief stößt auf großen Zuspruch.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Ein Vorteil des elektronischen Arztbriefs in Düren, an dem die KVNo beteiligt ist: Er erlaubt die Stapelsignatur.

Ein Vorteil des elektronischen Arztbriefs in Düren, an dem die KVNo beteiligt ist: Er erlaubt die Stapelsignatur.

© Siemens / digitalstock

DÜREN. Zehn Jahre ist es her, da haben niedergelassene Ärzte und Apotheker in Düren öffentlich den Einsatz des elektronischen Rezepts getestet - in Anwesenheit der damaligen SPD-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt.

Jetzt haben sich wieder Pioniere aus der rheinischen Stadt nach vorn gewagt und in einer Live-Demonstration unter den Augen der nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) die erfolgreiche Arbeit mit dem elektronischen Arztbrief gezeigt.

Die Szenen sind ähnlich, aber die Ausgangslage ist grundverschieden, betont Gilbert Mohr, Leiter der Stabsstelle IT in der Praxis bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo).

Zwar war auch damals die Präsentation erfolgreich. Das elektronische Rezept war aber nicht praktikabel und vor allem brauchten es die Betroffenen nicht, sagt er.

Beim elektronischen Arztbrief seien die Dinge anders gelagert. Mohr verweist auf eine Umfrage der KVNo, nach der zwar die weit überwiegende Mehrheit der Haus- und Fachärzte noch mit Arztbriefen in Papierform arbeitet.

Aber 50 Prozent der Fachärzte und 63 Prozent der Hausärzte haben großes Interesse am Versand von sicheren elektronischen Arztbriefen. "Das ist eine andere Grundlage als beim elektronischen Rezept, nach dem sich niemand gesehnt hat."

180 Praxen wollen mitmachen

Das Dürener Projekt

Ende 2011 startete in Düren das von der EU und Landesregierung NRW geförderte Projekt zur E-Fallakte.

Erster Schritt ist der gerichtete Versand von elektronischen Arztbriefen.

Bereits jetzt verschicken Ärzte 1700 E-Arztbriefe pro Monat.

In Düren wollen rund 180 Arztpraxen und drei Krankenhäuser in einem von der EU und der Landesregierung geförderten Projekt eine einrichtungsübergreifende elektronische Fallakte testen.

Projektpartner sind unter anderem die KVNo, die Dürener Arbeitsgemeinschaft für Integrierte Versorgung und das Softwarehaus Duria.

In einem ersten Schritt erproben die Ärzte den Versand von gerichteten elektronischen Arztbriefen, die also - anders als die in einer Akte hinterlegten - einen festen Adressaten haben.

Der Start war Ende 2011 mit einer Radiologiepraxis und kooperierenden Hausärzten, inzwischen sind zehn Facharztpraxen als Versender und 50 Hausarztpraxen als Empfänger mit von der Partie. Sie verschicken rund 1700 E-Arztbriefe im Monat.

Wie das funktioniert, demonstrieren Facharzt Dr. Günther Heck, der aus der acht Kilometer entfernten Praxis in Kreuzau zugeschaltet ist, und Hausarzt Ulrich Driessen: Heck hat einen an Driessen gerichteten Brief mit Befunden erstellt, speichert ihn als PDF-File und legt ihn in ein virtuelles Postfach.

Vor dem Versenden signiert Heck den Brief, indem er seinen elektronischen Heilberufeausweis in ein Lesegerät steckt und eine PIN-Nummer eingibt.

Der Brief wird dann verschlüsselt auf den D2D-Server der KVNo übertragen, von dem ihn Hausarzt Driessen ebenfalls über eine sichere Verbindung per KV-Safenet abholt.

Das System ist rechtssicher

Der elektronische Arztbrief lasse sich leicht in den Praxisalltag integrieren und sei mit wenig Aufwand verbunden, sagt Internist Heck.

"Aus meiner dreivierteljährigen Erfahrung mit dem System kann ich sagen: Für mich hat es nur Vorteile, keine Nachteile."

Die Ärzte bewegten sich auf rechtssicherem Boden. Sehr wichtig sei die Möglichkeit, die Briefe per Stapelsignatur zu unterschreiben. "Sonst wäre die Akzeptanz auf der Versenderseite mangelhaft."

Das System sei bequem und arbeite ohne jegliche Systembrüche, lobt auch Hausarzt Driessen. "Die steigende Anwenderzahl zeigt, dass es wirklich Akzeptanz findet."

Das Ziel des Gesamtprojekts bleibe die elektronische Fallakte, in die Briefe eingestellt werden. Gerade bei Notfällen werde sich zeigen, welchen Nutzen der schnelle Zugriff auf gespeicherte Daten haben kann, erwartet Driessen.

In der Telematik sei entscheidend, wie praktikabel die Anwendungen für die Ärzte und wie groß die Akzeptanz bei den Patienten sei, sagt Gesundheitsministerin Steffens. "Bei den Telematik-Anwendungen steht für mich die Nutzer-Orientierung an allererster Stelle."

Deshalb müsse man die Anwendungen gemeinsam mit den Akteuren entwickeln und dann erst in die Fläche ausrollen. "Der elektronische Arztbrief ist eines der Beispiele, bei denen ich das Gefühl habe, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

"Wegweisendes Projekt"

Der KVNo-Vorsitzende Dr. Peter Potthoff spricht von einem "wegweisenden Projekt". "Wir beabsichtigen, aufgrund der guten Erfahrungen in Düren, den elektronischen Arztbrief auch den anderen KVNo-Mitgliedern anzubieten."

Rund 25 Prozent der Praxen in Nordrhein sind an D2D angeschlossen. Die KVNo hofft, dass die meisten Praxissoftware-Häuser den Arztbrief in ihr System integrieren werden.

In Düren nutzen die meisten der beteiligten Ärzte Duria - über ein spezielles von Duria entwickeltes Modul können aber auch die anderen mit dem elektronischen Arztbrief arbeiten.

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