Dank IT

MRSA-Screening in einer Woche statt in Jahren

Die derzeit laufende Health-IT-Messe conhIT zeigt, in welcher Geschwindigkeit sich die Digitalisierung weiterentwickelt: in Praxen und Kliniken - aber fast noch schneller außerhalb bei Anwendungen für Patienten.

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Im wahrsten Wortsinn digitalisierter Patient: Cyborg-Vereinsvorsitzender Enno Park bei der Eröffnung der conhIT in Berlin. Park ist Träger eines Cochlea-Implantats.

Im wahrsten Wortsinn digitalisierter Patient: Cyborg-Vereinsvorsitzender Enno Park bei der Eröffnung der conhIT in Berlin. Park ist Träger eines Cochlea-Implantats.

© Robert Lehmann / MesseBerlinGmbH

BERLIN. Das deutsche Gesundheitswesen muss sich für die Digitalisierung öffnen. Das fordert Matthias Meierhofer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Gesundheits-IT (bvitg) - und schlägt in die gleiche Kerbe wie Gesundheitsminister Hermann Gröhe, der zum Start der conhIT eine bessere Vernetzung gefordert hatte.

"Es gibt kein digitales Gesundheitswesen in einer analogen Selbstverwaltung", sagte Meierhofer bei der Health-IT-Messe conhit. Meierhofer weiter: "Digitalisierung ist nicht aufzuhalten, aber wir können sie mitgestalten."

Als ersten Schritt in die richtige Richtung bewertete er das E-Health-Gesetz. "Jetzt müssen wir antreten, diesen Rahmen mit Leben zu füllen", so sein Appell.

Er begrüßte, dass Vorgaben zur Umsetzung der elektronischen Patientenakte definiert worden sind, forderte aber auch, dass die digitalen Systeme in Deutschland sich an internationalen Standards orientieren müssen.

"Nur so können wir sicherstellen, dass wir über Landesgrenzen hinweg gemeinsam kommunizieren können", so Meierhofer.

Meierhofer beobachtet, dass Mobile-Health-Anwendungen ihren Weg in die Gesundheitsversorgung finden, auch wenn sie nicht zwangsläufig den Regeln der Selbstverwaltung folgen.

Bezugnehmend auf Gesundheits-Apps und Wearables sagte er: "Die Ärzte werden mit diesen neuen Technologien tagtäglich konfrontiert."

Patienten bitten ihre Ärzte den Angaben zufolge auch um Hilfe bei der Interpretation von Daten aus ihren Apps. Mit Blick auf die Bedeutung, die die neuen Techniken für Patienten erlangt haben, fordert der bvitg ein Instrument zur Qualitätssicherung.

29 Arztbesuche fürs Implantat

Auch Dirk Hoffmann, Geschäftsführer der Messe Berlin stellt fest: "Produkte der digitalen Gesundheitswirtschaft werden für immer mehr Menschen immer wichtiger."

Dass sich die Besucher- und Ausstellerzahlen der Messe seit dem Start 2008 mehr als verdreifacht haben, zeige die Dynamik auf, mit der sich die Branche entwickelt habe.

Enno Park, Vorsitzender des Vereins Cyborgs e.V. und Träger eines Cochlea-Implantats, berichtete in seiner Keynote zur Eröffnung der Messe über seine ganz persönlichen Erfahrungen als im wahrsten Wortsinn "digitalisierter" Patient.

"Die Anpassung des Cochlea-Implantats erforderte 29 Besuche beim Audiologen. Das ist für mich ein wunderbares Beispiel für einen Prozess, bei dem die Bedürfnisse des Systems und nicht die des Patienten im Mittelpunkt stehen. Diesen Fehler machen Informatiker gerne, und deswegen meine große Bitte: Sie müssen Patienten beim Design digitaler Prozesse in den Vordergrund stellen", forderte Park.

Beim die conhIT begleitenden Kongress wurde auch deutlich, dass immer mehr Krankenhäuser die Früchte systematischer IT-Investments ernten.

So hätten IT-Lösungen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) dazu beigetragen, dass innerhalb weniger Jahre mit 40 Prozent mehr Personal 80 Prozent mehr Patienten versorgt werden konnten, sagte UKE-CIO Dr. Henning Schneider.

Auch die Patienten profitieren. So wurde am UKE ein MRSA-Screening mit einem zusätzlichen Pflichtformular bei der IT-gestützten Aufnahme geschaffen: "Dafür haben wir eine Woche gebraucht, bei Papierdokumentation arbeiten Krankenhäuser daran Jahre."

Auch die Sicherheit von Software in Klinik und Praxis steht bei der conhIT im Fokus. Armin Will von der Stabsstelle IT des Uniklinikums Schleswig-Holstein wies auf hochkomplexe und weitgehend unübersichtliche Strukturen der Vernetzung hin.

Außerdem würden vielfach noch Rechner mit Windows XP betrieben. Auch in der Organisation müsse die Geschäftsführung Verantwortung übernehmen und Sicherheitsrichtlinien erlassen.

BSI: "Wir sind die Guten"

"Es ist machbar, aber die Lösungen muss jeder einzelne Mitarbeiter bewusst und verantwortlich anwenden", sagte Will. Das Gesundheitswesen sei unter anderem deshalb besonders im Focus, weil einmal gewonnene Daten anders als etwa bei Kreditkarten nicht vom Betroffenen gelöscht und verändert werden könnten.

René Salamon von der Bundesanstalt für Sicherheit in der Informationstechnik warnte: "Sie können nicht verhindern, dass es Sie erwischt!"

Aber das Unternehmen müsse vorbereitet sein. Die Meldepflicht von IT-Störungen sollten die Betroffenen nicht durch falsche oder unzureichende Angaben unterlaufen. Nur Ehrlichkeit helfe, die Nachhaltigkeit zu gewährleisten.

"Wir sind die Guten", sagte er und plädierte für restriktive Handhabung der Vernetzung im Krankenhaus, etwa durch Bereitstellung von WLAN durch Patienten. "Wir müssen die Leute gesund machen, nicht per se permanent glücklich." (ami, ger, eb)

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