MedTech-Industrie hadert mit Handelshemmnissen in Brasilien

Langwierige Zulassungsverfahren erschweren den Export nach Brasilien, moniert der Branchenverband SPECTARIS. Er sieht die Bundesregierung in der Pflicht.

Veröffentlicht:
Ausdauer braucht nicht nur, wer zum Corcovado empor steigt. Auch der Zugang zu Brasiliens Markt kann hürdenreich sein.

Ausdauer braucht nicht nur, wer zum Corcovado empor steigt. Auch der Zugang zu Brasiliens Markt kann hürdenreich sein.

© sfmthd/fotolia.com

BERLIN (maw). Deutsche Medizintechnikanbieter sehen sich im Exportgeschäft zunehmend mehr Bürokratie ausgesetzt. Konkret geht es um Exporte nach Brasilien und Mexiko. Darauf weist der Deutsche Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien (SPECTARIS) hin.

Der Verband kritisiert die nach eigener Einschätzung "unnötigen Hürden, die deutsche Medizintechnikunternehmen beim Exporthandel mit Brasilien und Mexiko auf sich nehmen müssen". Der Verband sieht hier die Bundesregierung in der Pflicht und fordert sie auf, sich bei den entsprechenden Staaten für eine Vereinfachung der Zugangsbedingungen einzusetzen.

Produkte werden einer besonderen Prüfung unterzogen

Seit Mai 2010 müssen Medizinproduktehersteller nach SPECTARIS-Angaben laut einer Verordnung der brasilianischen Gesundheitsbehörde ANVISA ihre Produkte einer besonderen Prüfung (Audit) unterziehen. Die zu erfüllenden Anforderungen (RDC 59/2000) entsprächen zwar denen, die bereits in Europa, Asien und Kanada als Nachweis verwendet würden (ISO 13485).

Die Forderung der Europäischen Kommission nach einer Anerkennung dieser bestehenden Zertifikate europäischer Hersteller würde jedoch abgelehnt, wie der Verband betont.

Die Branche hadere vor allem mit den Audits in Brasilien. "Ein großes Problem ist, dass die Überprüfungen nicht zeitnah durchgeführt werden können, da nicht alle Hersteller weltweit gleichzeitig auditiert werden können", verdeutlicht Tobias Weiler, Geschäftsführer bei SPECTARIS.

Erschwerend komme für die Medizinprodukteindustrie hinzu, dass die Personen, die als Auditoren eingesetzt würden, gleichzeitig auch mit der Dokumentenprüfung zur Zulassung betraut seien.

"Einführung verzögert sich"

"Damit verzögert sich die Einführung der deutschen Produkte um mehrere Monate", moniert Weiler. So könne sich der Einsatz neuester medizinischer Technologien verzögern oder die rechtzeitige Belieferung mit Zubehör- und Verbrauchsteilen nicht mehr gewährleistet werden und eine Versorgungslücke entstehen, argumentiert der Verband mit Blick auf die Konsequenzen der gegenwärtigen Praxis.

SPECTARIS rege daher vor diesem Hintergrund an, die ISO 13485 Zertifikate so lange anzuerkennen, bis alle Hersteller durch ANVISA auditiert werden konnten. Mittelfristig könnten neben der brasilianischen Gesundheitsbehörde und den europäischen benannten Stellen ein Abkommen über "Third Party Audits" etabliert werden, fordert SPECTARIS. Ähnlich liefe dies bereits zwischen Europa und den USA, Japan sowie Taiwan.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Finanzmärkte

apoBank blickt optimistisch auf das Anlagejahr 2026

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse