Wilke-Wurst

Ministerium weiß seit Wochen von Listerien-Verdacht

Das hessische Umweltministerium soll bereits am 20. August den Landkreis Waldeck-Frankenberg über keimbelastetes Fleisch bei der Firma Wilke informiert haben.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Blick auf die Produktionsgebäude des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren. Nach zwei Todesfällen durch Keime in Wurstwaren muss der Hersteller die Produktion stoppen.

Blick auf die Produktionsgebäude des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren. Nach zwei Todesfällen durch Keime in Wurstwaren muss der Hersteller die Produktion stoppen.

© Uwe Zucchi/dpa

Waldeck/Berlin. Am späten Montagnachmittag hat der Landkreis Waldeck-Frankenberg erneut eine Stellungnahme zu den Vorgängen um den wegen gravierender Hygienemängel geschlossenen Fleischbetrieb Wilke veröffentlicht. Die von der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch geforderte Aufstellung sämtlicher Produkt-Marken, Handelsunternehmen und Verkaufsstellen, die Fleisch von Wilke enthalten beziehungsweise verkaufen, blieb der Landkreis jedoch schuldig.

Landrat Dr. Reinhard Kubat wies noch einmal darauf hin, dass sämtliche Wilke-Produkte an dem auf der Verpackung angebrachten, ovalen Identitätskennzeichen „DE EV 203 EG“ zu identifizieren seien. Das gelte „unabhängig von der Marke oder Aufmachung der Ware“. Eine Liste der Wilke-Produkte werde demnächst auf dem Portal www.lebensmittelwarnung.de veröffentlicht.

Von Missständen war nie die Rede

Eine Liste mit den kompletten Verkaufsstellen aller Einzelhändler gebe es jedoch nicht, heißt es. Eine Aufstellung aller Abnehmer – „überwiegend Großkunden“ – des nordhessischen Fleischverarbeiters sei bereits Mitte voriger Woche an das Regierungspräsidium Darmstadt und an die Schnellwarnstelle der EU weitergeleitet worden. Von dort würden „deutschlandweit alle Landkreise, Regierungspräsidien, Ministerien und der Bund“ informiert.

Landrat Kubat betonte, weder von ehemaligen noch jetzigen Mitarbeitern der Firma Wilke habe es „in der Vergangenheit Meldungen welcher Art auch immer über Missstände im Unternehmen“ gegeben. Umso verwunderter sei man, dass sich „erst nach Bekanntwerden der aktuellen Vorkommnisse Mitwisser melden und die Zustände anprangern“.

Lahmes Krisenmanagement

Foodwatch hingegen ließ unmittelbar nach der jüngsten Verlautbarung des Landkreises wissen, der Listerien-Verdacht gegen Wilke sei dem hessischen Umweltministerium bereits seit 12. August dieses Jahres bekannt. Das habe das Ministerium Foodwatch gegenüber am Montag bestätigt. Danach hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) das Ministerium über eine entsprechende Datenauswertung des Robert-Koch-Instituts in Kenntnis gesetzt. Der Landkreis Waldeck-Frankenberg sowie das Regierungspräsidium Kassel seien acht Tage später, am 20. August über die Hygienemängel unterrichtet worden.

„Bis zur Stilllegung der Produktion und zum weltweiten Rückruf aller Wilke-Produkte vergingen mehr als sieben Wochen, seit das Ministerium vom Listerien-Verdacht wusste“, so Foodwatch. Der „katastrophalen Informationspolitik“ des Landkreises, resümiert die Verbraucherorganisation, „ist auch noch ein indiskutabel langsames Krisenmanagement vorausgegangen“.

Ministerin soll für Klarheit sorgen

An Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) appelliert Foodwatch, „jetzt schnell für Transparenz zu sorgen“. Eine „Mini-Liste mit Markennamen“ reiche nicht. Noch immer sei unklar, „an welchen Wursttheken, in welchen Kliniken oder von welchem Caterer Wilke-Produkte abgegeben wurden“ und inwieweit Wilke-Produkte in der Lebensmittelindustrie verarbeitet wurden. (cw)

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