Mit Anleihen lässt sich die Steuerlast ab dem nächsten Jahr sogar drücken

Wächst sich die Krise an den Finanzmärkten zu einer globalen Wirtschaftskrise aus? Das befürchten immer mehr Anleger und kaufen als sicher geltende Staatsanleihen. Wer so vorgeht, profitiert zudem von der kommenden Abgeltungssteuer. Denn: Ab dem Jahr 2009 zahlen viele Anleger weniger Steuern auf Zinsen als bisher.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Anleihen sind Gewinner der Abgeltungssteuer: Ab 2009 fällt für die Zinsen nicht mehr der individuelle Steuersatz an.

Anleihen sind Gewinner der Abgeltungssteuer: Ab 2009 fällt für die Zinsen nicht mehr der individuelle Steuersatz an.

© Foto: Rene Wechsler@www.fotolia.com

Festverzinsliche Wertpapiere sind in diesen Tagen gefragt. Kein Wunder: Nach der Finanzkrise befürchten Investoren eine tiefe Rezession globalen Ausmaßes und lassen die Finger von Risikopapieren wie Aktien. Stattdessen legen sie sich sichere Staatsanleihen ins Depot. Die starke Nachfrage drückt jedoch die Zinsen der Bundesanleihen.

Zum Glück will das Finanzamt ab dem kommenden Jahr weniger von diesen Zinserträgen abhaben. "Festverzinsliche Wertpapiere gehören zu den wenigen Anlageformen, die von der Abgeltungssteuer profitieren", sagt Frank Haser von der Haser Vermögensverwaltung in Neu-Isenburg. Zumindest gilt dies für alle Anleger mit einem durchschnittlichen Steuersatz über 26,38 Prozent, was bei niedergelassenen Ärzten in der Regel der Fall ist.

Spitzenverdiener zahlen auf Zinsen bald weniger Steuern

Denn: Bisher mussten Anleger die Zinsen mit ihrem persönlichen Steuersatz versteuern. Bei Spitzenverdienern sind das bislang 44,3 Prozent (bei 42 Prozent Grenzsteuersatz zuzüglich Soli und eventuell Kirchensteuer). In Zukunft werden es mit 26,38 Prozent 18 Prozentpunkte weniger sein. Das entspricht einer Steuerentlastung um 40 Prozent. Der Steuerexperte Markus Miller geht daher davon aus, dass risikoarme festverzinsliche Wertpapiere insbesondere für besser verdienende Anleger im Vergleich zu Aktien attraktiver werden.

Vermögensverwalter raten jedoch einhellig davon ab, zu viel Geld in festverzinsliche Papiere umzuschichten. "Es kann nicht die Allheillösung sein, nur auf festverzinsliche Wertpapiere zu setzen", sagt etwa Oliver Voigt von der Vermögensverwaltung Habbel, Pohlig und Partner in Wiesbaden - zumal aufgrund der großen Nachfrage die Zinsen schon gefallen sind. Auch Haser warnt: "Die Anlagestrategie muss auf jeden Fall vor der Steuerersparnis stehen". Anleger, die an einem langfristigen Aufbau ihres Vermögens interessiert sind, kämen selbst in diesen Zeiten an einer Aktienanlage nicht vorbei. Denn langfristig bieten diese die besten Gewinnaussichten.

Der Steuervorteil bei den Zinsen gilt nicht nur für festverzinsliche Wertpapiere, sondern auch für Sparformen wie Tages- und Festgeldkonten. "Diesen Vorteil können sich Anleger schon in diesem Jahr sichern, indem sie Zinserträge in das Jahr 2009 verschieben", sagt Michaela Gajewski von der SVA Vermögensverwaltung Stuttgart in Undenheim bei Mainz. Wer derzeit Geld auf einem Tagesgeldkonto parkt und dieses in den nächsten Monaten nicht braucht, ist besser beraten, es auf ein Festgeldkonto zu legen, das erst im Jahr 2009 fällig wird.

Selbst Kursgewinne können steuerfrei bleiben

Auch Kursgewinne lassen sich abgeltungssteuerfrei ins kommende Jahr übertragen. Sogenannte Niedrigzins-Anleihen haben bescheidene Zinscoupons von deutlich unter zwei Prozent. Als Ausgleich für die mageren Zinsen können sie mit einem deutlichen Abschlag gegenüber dem Nennwert gekauft werden. "Der Kursgewinn ist steuerfrei, wenn das Papier länger als ein Jahr gehalten wird", erklärt Gajewski. Die Zinsen müssen dagegen versteuert werden, was aber aufgrund des niedrigen Coupons kaum ins Gewicht fällt. Das gilt auch bei Rentenfonds, die Anleihen verschiedener Emittenten und Laufzeiten kaufen.

Bei Anleihen lässt sich von der Finanzkrise profitieren

Chancen sieht Gajewski aktuell vor allem bei Unternehmensanleihen. Viele Papiere seien in Folge der Finanzkrise unverhältnismäßig abgestraft worden. Aktuell bewegt sich die Differenz zwischen Unternehmensanleihen und Staatanleihen aus den USA auf einem Rekordniveau, das seit den 1930er-Jahren nicht mehr erreicht wurde. Das zeigt, wie pessimistisch der Markt die Aussichten für die (US-)Wirtschaft einschätzt. "Umso mehr sollten Anleger auf erstklassige Bonität der ausgebenden Unternehmen achten", rät Oliver Voigt. Er empfiehlt daher nur Anleihen von deutschen oder europäischen Unternehmen, deren Finanzkraft von den Ratingagenturen mit der Bestnote AAA bewertet wird.

Ein Nachteil hat die Abgeltungssteuer jedoch für Anleihen. Wer diese Papiere vorrangig in Hochzinsphasen kaufte, um damit in einer Phase sinkender Zinsen Kursgewinne zu erzielen, muss künftig den Fiskus an diesen Erträgen beteiligen, wenn er die Anleihen veräußert. In diesem Fall sind Rentenfonds eine gute Alternative. Sie können wie andere Investmentfonds Papiere verkaufen, ohne dass für den Anleger eine Steuer anfällt.

Wie sicher sind Anleihen?

Institutionen wie der Bund oder die Länder, Banken und große Industrieunternehmen decken ihren Kapitalbedarf zu Teilen über Anleihen. Anleger leihen etwa dem Bund Geld und erhalten eine marktgerechte Verzinsung. Am Ende der Laufzeit erhalten sie den geliehenen Betrag zu 100 Prozent erstattet. Die Anleihen werden täglich an der Börse gehandelt. Wer sie vor Laufzeitende veräußern will, muss eventuell einen Verlust hinnehmen, wenn der Anleihekurs unter dem geliehenen Betrag notiert.

Aus diesem Grund sind Rentenfonds keine sichere Anlageform, wie manche Anleger irrtümlich glauben -auch wenn die Schwankungen meist geringer als bei Aktienfonds sind. Außerdem besteht ein Emittenten-Risiko: Geht ein Unternehmen pleite oder zahlt ein Land die Schulden nicht, kann die Anleihe wertlos werden.

Was gilt bei Fonds-Sparplänen?

Bei Fonds-Sparplänen gilt ebenso wie bei der Einmalanlage in Investmentfonds: Alle Sparraten, die bis 31. Dezember 2008 eingezahlt werden, fallen unter die alte Regelung. Das bedeutet: Auf etwaige Kursgewinne fällt keine Steuer an, wenn die Fondsanteile mindestens ein Jahr lang im Depot bleiben. Auf Kursgewinne von Anteilen, die ab dem 1. Januar 2009 erworben werden, müssen Sie die Abgeltungssteuer entrichten. Wer den Sparplan mit einem bestimmten Fonds über den Jahreswechsel hinaus weiterführen möchte, sollte 2009 einen neuen Sparplan (mit demselben Fonds) in einem getrennten Depot eröffnen und den alten Sparplan beenden. Dann gibt es später keine Probleme mit dem Fiskus.

Fragen zur Abgeltungssteuer?

Wen kurz vor Jahreswechsel noch Fragen zur Anlagestrategie umtreiben, dem stehen zwei Experten unserer kostenlosen Hotline zur Seite. Der Service ist offen für alle registrierten Mitglieder medizinischer Fachkreise.

Zum Forum "Abgeltungssteuer"

Schlagworte:
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null