Vorermittlungen

Monsanto ruft Pariser Justiz auf den Plan

Hat Monsanto illegal Daten von Glyphosat-Gegnern gesammelt? Bayer hilft bei der Aufklärung.

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PARIS/LEVERKUSEN. Die US-Tochter Monsanto sorgt für den Bayer-Konzern erneut für juristische Probleme. In Frankreich laufen gegen den amerikanischen Saatgut- und Pestizidhersteller Vorermittlungen wegen illegaler Erfassung privater Daten.

Die Untersuchungen seien einer Abteilung anvertraut worden, bestätigte die Pariser Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur in Paris.

Monsanto steht unter Verdacht, geheime Listen mit Namen von Kritikern des Unternehmens und seiner Produkte in Frankreich geführt zu haben. Rund 200 Namen von Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern sollen darauf stehen, darunter beispielsweise der von Ségolène Royal, Ex-Umweltministerin und Gegnerin des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat.

Mit den Vorermittlungen hat die Pariser Staatsanwaltschaft auf eine Klage von „Le Monde“ und eines Journalisten der Zeitung reagiert, dessen Name ebenfalls auf der Liste gestanden haben soll.

Liste auch für Deutschland und andere Staaten?

Monsanto hat womöglich auch in Deutschland umstrittene Listen mit Kritikern und Unterstützern erstellen lassen. Davon geht der Leiter der Abteilung Public Affairs und Nachhaltigkeit bei Bayer, Matthias Berninger, aus.

Es sei sehr wahrscheinlich, dass derartige Listen EU-weit gegeben habe, sagte der Manager am Montag. Denn der Vertrag mit der beteiligten Kommunikationsagentur habe sich auf Europa erstreckt.

Fernsehanstalt kündigt Klage an

In Frankreich will nun auch die öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt France Télévisions Klage gegen Monsanto erheben, wie ihr Leiter Yannick Letranchant auf Twitter bekanntgab. Auf der Liste sollen Namen von Journalisten des Senders stehen.

Bayer kündigte an, eine externe Kanzlei mit einer Untersuchung zu beauftragen. „Französische Medien haben Ende dieser Woche Vorwürfe erhoben, dass Listen mit Unterstützern und Kritikern, die 2016 im Auftrag von Monsanto erstellt wurden, gegen ethische Grundsätze, möglicherweise aber auch gegen gesetzliche Regelungen verstoßen haben könnten“, hieß es in einer Stellungnahme.

Nach einer ersten Analyse verstehe man, dass ein solches Projekt Bedenken und Kritik ausgelöst habe. „Dies ist nicht die Art, wie Bayer den Dialog mit unterschiedlichen Interessengruppen und der Gesellschaft suchen würde. Wir bitten daher um Entschuldigung.“

Auch wenn es derzeit keine Hinweise gebe, dass die Erstellung dieser Listen gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen habe, werde Bayer eine externe Kanzlei damit beauftragen, das von Monsanto verantwortete Projekt zu untersuchen.

Alle in den Listen aufgeführten Personen sollen Auskunft erhalten, welche Informationen von ihnen gespeichert worden sind. Bayer werde die Ermittlungen der französischen Staatsanwaltschaft vollumfänglich unterstützen. (dpa)

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 13.05.2019 um 17:04 Uhr.

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